Am 16. September 2022 verstarb unser Freund und Unterstützer Hugo Jensch in Pirna.
Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und nehmen in Trauer Abschied.
Hugo Jensch wurde 1928 in einem kleinen Vorort von Łódź in Polen geboren. Im Alter von 22 Jahren kam er als Geschichtslehrer nach Pirna. Von 1984 bis 1991 war Hugo Jensch Kreisfachberater für Geschichte im Kreis Pirna und veröffentlichte eine Reihe von Arbeiten zur Kreisgeschichte.
Insbesondere ist ihm die langjährige Recherche zur Geschichte der Jüdinnen* und Juden* in der Region zu verdanken. So veröffentlichte er 1997 sein Buch „Juden in Pirna“ und arbeitete an der Ausstellung „Juden in Sachsen“ (2002, HATiKVA e. V.) mit. Hugo Jensch führte auch im hohen Alter noch geschichtliche Stadtführungen in Pirna durch und schrieb das Vorwort für das Buch „Vor allen Dingen war ich ein Kind“ seines Freundes Esra Jurmann.
Unsere Zusammenarbeit begann vor mehr als 15 Jahren. Zunächst war er immer wieder als Vortragsredner bei uns eingeladen. Er begleitete die Ausstellungstour „Juden in Sachsen“ und sprach regelmäßig anlässlich der „Wochen gegen Antisemitismus“. Später war er als Berater maßgeblich an der Erstellung unserer Ausstellung „Jüdisches Leben in Pirna und der Sächsischen Schweiz“ und des dazugehörigen Stadtplans beteiligt. Noch vor wenigen Wochen waren wir bei ihm zu Besuch und er vertraute uns einen großen Teil seiner Büchersammlung an, den er weiterhin öffentlich zugänglich wissen wollte.
Mit seinem Engagement und seinem historischen Wissen war Hugo Jensch ein Vorbild für unser Wirken und ein wichtiger Unterstützer unserer Arbeit.
Die Stadt Pirna und der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verlieren mit Hugo Jensch einen kritischen und streitbaren Menschen, dessen Veröffentlichungen einen wichtigen Teil zur Bearbeitung der Geschichte während des Nationalsozialismus beigetragen haben. Von seiner wertvollen Arbeit zeugt neben zahlreichen Veröffentlichungen auch die Website www.geschichte-pirna.de, auf der Hugo Jensch seine eigenen und weitere Texte zu Geschichte der Region zur Verfügung stellte.
AKuBiZ e. V.
Pirna, 17. September 2022
Foto: @Rappelsnut
Um die Lektorat- und Druckkosten in unserem Tagebuchprojekt zu finanzieren haben wir ein Crowdfunding bei 99funken.de gestartet.
Jan Deremaux war Soldat der niederländischen Armee, die nach dem deutschen Überfall im Mai 1940 kapitulierte. Bis 1943 konnte er bei einer Behörde für Eisen und Stahl in den Niederlanden zivil arbeiten und wurde 1943 in Kriegsgefangenschaft genommen. Er wurde dem Arbeitskommando 1112 des Kriegsgefangenlagers Stalag IV A (Burg Hohnstein) im Lager Heidenau-Radrennbahn zugeordnet und wurde dort in einer Holzbaracke untergebracht. Während der Gefangenschaft in Heidenau musste Jan Deremaux für verschiedene Firmen u.a. im Straßenbau und beim be- und entladen arbeiten. Im Januar 1945 ziehen die Kriegsgefangenen nach Pirna in das Arbeitskommando 1243 um und arbeiten u.a. bei der Firma Rockstroh und der AEG in Copitz.
Aus seinen Notizen während der Gefangenschaft hat Jan Deremaux sein Tagebuch verfasst. Nach Besuchen in Heidenau überließ er einige dieser Notizen dem Stadtarchiv. Später wurde das Tagebuch von Jan Deremauxs Sohn ins Englische übersetzt. Aus dem Englischen wurde es u.a. von Heidenauer Gymnasiast*innen in ehrenamtlicher Arbeit in Deutsche übertragen. Seit Anfang 2021 liegt die vollständige Übersetzung dem Stadtarchiv in Heidenau vor und wartet darauf, veröffentlicht zu werden.
In dem entstehenden Buch werden wir begleitend neben dem eigentlichen Tagebuch auf die Bedeutung der Burg Hohnstein als Stalag IV A und das System der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus eingehen. Weiterhin werden wir die Firmen, für die Jan Deremaux arbeiten musste, vorstellen. Die Recherchearbeiten zu dem Buch werden gefördert durch die Partnerschaften für Demokratie.
Mehr über unser Projekt und warum ihr dieses bitte unterstützen solltet erfahrt ihr auf der Crowdfunding-Webseite: Das Tagebuch des Jan Deremaux
Von 1. bis 3. Juli 2022 fand im Zirkelsteinhaus Schöna in der Sächsischen Schweiz unsere geschichtliche Wandertour statt. Es ist nun mehr die 15. Auflage dieses Seminares, welches sich mit Widerstand und Verfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus in der Region beschäftigt. Den Ausgangspunkt dafür gaben Beratungen, Diskussionen und Wanderungen mit dem Dresdner Historiker Joachim Schindler. Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der Geschichte des Bergsports in der Region und stieß dabei zwangsläufig auch auf den Widerstand in den 30er und 40er Jahren gegen die Nazis.
Am Freitagabend hörten die 41 Teilnehmenden nach der Begrüßung einen Vortrag zur 1. Deutschen Arbeiter Kaukasus Expedition (DAKE), die am 4. Juli 1932 begann. Sie führte Dresdner und Münchner Bergsteiger fast drei Monate auf eine abenteuerliche Reise. Im Vortrag wurden die Teilnehmer der DAKE portraitiert, der Verlauf der Tour nachgezeichnet und auch die Konsequenzen der Expedition dargestellt. So wurden mehrere Teilnehmende aus dem Touristenverein „Die Naturfreunde“ ausgeschlossen.
In der Darstellung kamen neben Original-Fotos auch zeitgenössische Berichte zum Einsatz. Auch die Verfolgungsgeschichte der DAKE-Teilnehmer spielte eine Rolle. In einem zweiten Vortrag wurden die Biografien weiterer verfolgter Antifaschist*innen aus der Region vorgestellt.
Weiterlesen: Rückblick: 15. Rote Bergsteiger*innen-Wanderung