Es war im Herbst 2001 als sich junge Menschen an den Elbwiesen in Pirna trafen und die Idee zu einem eigenen Verein entwickelten. Dieser Initiative ging eine lange Zeit, in der rechte Organisationen den Landkreis Sächsische Schweiz dominierten und politisch Verantwortliche dieses Problem leugneten, voraus. Es dauerte noch eine Weile, bis unsere erste eigene Veranstaltung durchführen konnten. Acht große Projekte führten wir in den ersten drei Jahren durch: Antirassistische Kulturfeste, eine Projektwoche gegen Antisemitismus und Sportveranstaltungen. Schon im Herbst 2003 bezogen wir unsere ersten eigenen Räume in Pirna.
Das ist alles schon wirklich lange her aber wir erinnern uns sehr gern an die Zeiten zurück. Zum Beispiel an unser erstes Seminar zum Widerstand aus dem Bergsportmileu während des Nationalsozialismus. Im Januar 2008 wanderten wir dabei zur Berggaststätte auf dem Rauenstein und hörten die Ausführungen von Joachim Schindler. Im gleichen Jahr zeigten wir in der Pirnaer Hospitalkirche die „Kunst der Erinnerung“ des israelischen Künstlers und Holocaust-Überlebenden Samuel Willenberg.
Das wohl größte überregionale Interesse an der Arbeit unseres Vereins, löste allerdings die Ablehnung des „Sächsischen Förderpreises für Demokratie“ im November 2010 aus. Über 200 Vereine, Initiativen und Einzelpersonen unterstützten damals unsere Erklärung, in der wir forderten, die Rücknahme von Generalverdacht und Bekenntniszwang und machten deutlich: Wir stehen für Menschenrechte, Chancengleichheit und Antirassismus. Für diese Ziele werden wir uns auch in Zukunft gemeinsam mit allen, die unsere Grundsätze teilen, einsetzen.
Auf die Spuren der lokalen NS-Geschichte begaben sich vom 18.-20. Juni 2021 die Teilnehmenden der 14. Rote-Bergsteiger*innen-Wanderung. Bereits Anfang des Jahres war des Seminar ausgebucht und das bei der unklaren Situation um den Verlauf der Corona-Pandemie. Wir sind sehr glücklich, dass wir das Wanderseminar durchführen konnten und die Teilnehmenden sich umsichtig und respektvoll verhalten haben.
Am Freitagabend begann das Wochenende dann mit einem Einführungsvortrag zur Geschichte des Naturfreunde-Hauses in Königstein-Halbestadt. Im Anschluss daran sprach Peter Mildner aus Heidenau über die Geschichte seiner Familie. Seine Großmutter, Elisabeth Morche, war eine aktive Antifaschistin, die auch auf tschechoslowakischer Seite zu Bekanntheit kam. Einer ihrer Söhne, Herbert, war kurzzeitig auch im ehemaligen KZ Halbestadt gefangen. Die antifaschistische Familiengeschichte könnte Bücher füllen...
Am Samstag wanderte die Gruppe nach Fähr- und Zugfahrt vom Bahnhof Wehlen auf den Kleinen Bärenstein. Dort versteckte der Gastwirt Franz Roßberg nicht nur illegale Literatur, sondern auch durch die Nazis verfolgte Menschen. Mehrere Hausdurchsuchungen fanden statt, bevor 1943 das Gasthaus aus bautechnischen Gründen geschlossen wurde. Nach dem Kleinen Bärenstein führte die 16 km lange Tour dann nach Thürmsdorf und von dort nach Königstein. Dort hörten die Teilnehmenden die Geschichte des Flossenbürger KZ-Außenlagers, in dem ab Herbst 1944 über 1.000 Häftlinge zur Arbeit gezwungen wurden. Am Ort der Zwangsarbeit, in Strand, sprach Kim Dresel vom Arolsen Archiv über die Flossenbürger KZ Außenlager.
Weiterlesen: Rückblick: 14. Rote-Bergsteiger*innen-Wanderung
Dank der großartigen Arbeit des afeefa Kollektivs aus Dresden können wir seit diesem Wochenende im Projekt gedenkplaetze.info Wege und Strecken darstellen. Das können wir zukünftig nutzen, um die Todesmärsche und -transporte, die in großer Zahl vor aller Augen durch unseren Landkreis führten, zu dokumentieren und auf Karte darzustellen. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Darstellung von thematischen Stadtrundgängen und Wanderungen auf den Spuren der Geschichte.
Diese Erweiterung nutzt der Mahngang Täterspuren des Bündnisses "Dresden Nazifrei" bereits, deren Schwerpunkt das Aufzeigen der Täter*innenspuren in Dresden ist. Sie dokumentieren mit Hintergrundtexten die in Dresden stattgefundenen Mahngänge mit ihren einzelnen Stationen.