+++ PRESSEMITTEILUNG +++
Kein Gedenken mit der AfD am 27. Januar 2024 in Freital!
Die Sprecher*innen der sLAG - sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus äußern sich zur Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2024 unter der Beteiligung der AfD in Freital:
Vor 79 Jahren befreiten Einheiten der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen. Auschwitz steht als Synonym für die Massenverbrechen der Deutschen unter der Führung der Nationalsozialisten. In Erinnerung an diesen Tag wird der 27. Januar jährlich international als „Holocaust Remembrance Day“ oder in Deutschland als „Tag der Erinnerung an die Opfer des NS“ begangen.
Überall finden Gedenkveranstaltungen, Lesungen, Rundgänge oder individuelle Erinnerungsaktionen statt. Diese werden von der Zivilgesellschaft gemeinsam mit Politiker*innen der Gemeinde- und Stadträte sowie der Landes- und Bundespolitik gestaltet. Seit mindestens 2019 gibt es verschiedentlich Aufrufe, die AfD insbesondere wegen ihrer geschichtsrevisionistischen und extrem rechten Positionen von diesen Veranstaltungen auszuladen. Eine Forderung, der wir uns im Sinne der Erinnerung an die unzähligen Opfer der rassistischen und antisemitischen Vernichtungspolitik der Nazis anschließen.
In Freital wird es so gehandhabt, dass jedes Jahr eine andere Stadtratsfraktion die Gedenkrede hält. In diesem Jahr ist die AfD-Fraktion zuständig. Angekündigt ist ein nicht namentlich erwähnter Landtagsabgeordneter der Partei. Hierzu äußert sich sLAG-Sprecher Felix Pankonin:
„Nicht erst die Veröffentlichung des Recherchekollektivs Correctiv hat deutlich gemacht, dass rechte Parteien wie die AfD zusammen mit aktivistischen Gruppen aus dem Umfeld der Identitären Bewegung und anderen Neonazistrukturen konkrete Pläne zur Deportation von Millionen Menschen machen, die nicht in die völkischen Gesellschaftsvorstellungen dieser Gruppen passen. Ein würdiges Erinnern an die Opfer des National-sozialismus wird so zur Farce.“
Als Alternative zum städtischen Gedenken lädt ein Freitaler Bündnis von Linken, Grünen und SPD zu einem demokratischen Spaziergang, der mit einer Kranzniederlegung am Mahnmahl am Platz des Friedens endet, nach der offiziellen Veranstaltung der Stadt.
Felix Pankonin:
„Eine Demokratie muss es nicht aushalten, dass Rechtsextreme das Erinnern an die Millionen Opfer von Antisemitismus und Rassismus während der nationalsozialistischen Herrschaft für ihre eigene Agenda nutzen. Demokratie muss wehrhaft sein und das heißt, jenen entschieden zu widersprechen, die sie in den Parlamenten und auf der Straße bekämpfen und abschaffen wollen. In Freital bietet sich am Samstag eine weitere Gelegenheit dafür und wir rufen dazu auf, diese zu nutzen!“
Einen Überblick über die vielfältigen Veranstaltungen rund um den 27.01.2024 in ganz Sachsen gibt unsere Website unter folgendem Link: https://slag-aus-ns.de/mitteilungen/veranstaltungen-27-januar-2024/
Am 13. November 2023 verstarb unser Freund Jordi Banque de Doz nach langer schwerer Krankheit. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freund*innen und nehmen in Trauer Abschied.
Jordi wurde am 14. Juni 1944 geboren. Seine Eltern waren Antifaschist*innen, die während des Spanischen Bürgerkriegs gegen die Faschisten gekämpft hatten. Sie flohen später nach Frankreich, wo sie weiterhin politisch aktiv waren. Von dort wurde sein Vater in die DDR ausgewiesen. Er gehörte damit zu den Antifaschist*innen, die in der Operation »Bolero-Paprika« ab Herbst 1950 aus Frankreich vertrieben wurden. Er zog nach Dresden, wo sich auf der Hechtstraße Wohnungen für ehemalige Spanienkämpfer*innen befanden. Seine Familie konnte später nachkommen. Hier lernte Jordi Rad fahren, und zwar bei Erich Glaser. Der Naturfreund und Bergsteiger gehörte zu den später als „Rote Bergsteiger“ bezeichneten Widerstandskämpfer*innen der Region.
Wir lernten Jordi Banque vor mehr als 15 Jahren auf Fahrten nach Spanien kennen. Hier begleitete er drei Mal Mitglieder des Vereins auf Bildungsreisen. Dabei war er nicht nur als Zeitzeuge der 2. Generation ein wichtiger Gesprächspartner, sondern auch als Gründungsmitglied des Vereins „KFSR 1936-1939“, wo er auch im Vorstand aktiv war. Jordi war immer streitbar und auch kritisch gegenüber verschiedenen Gedenkveranstaltungen. So wehrte er sich gegen die Entpolitisierung des Erinnerns. Mit seinen Fragen zur Geschichte des Widerstands in der Sächsischen Schweiz gab er einen Anstoß dazu, dass wir uns intensiv damit beschäftigten und erinnerungspolitische Angebote kreierten.
Jordi besuchte uns auch in Pirna, ließ sich Gedenkorte in der Stadt zeigen und feierte mit uns den Jahresabschluss. Mit Jordi verlieren wir einen Menschen, der nicht nur an der Geschichte interessiert war, sondern dem es auch wichtig war, diese an junge Menschen zu vermitteln. Treffen mit Jordi waren immer geprägt von großer Geselligkeit. Wir haben ihn als jemanden kennengelernt, der gutes Essen liebte und für den Musik, am liebsten selbst gesungen, selbstverständlich dazugehörten.
AKuBiZ e. V.
Pirna, 17. November 2023