Am Wochenende des 13.02. fand im Zentrum der jüdischen Gemeinde Dresden ein internationales Kolloquim statt. Eingeladen waren Überlebende des Holocaust. Unter ihnen auch ZwangsarbeiterInnen, für die die Bombardierung Dresdens die Befreiung bedeudete. Mitglieder unseres Vereins nahmen an der Veranstaltung teil und konnten erleben, welche Gefühle ZeitzeugInnen haben, wenn 7000 Neonazis durch Dresden marschieren. Wir danken dem Kulturbüro Sachsen für die Einladung!
Der Versuch rassistische, antisemitische und nationalistische Inhalte mit Musik zu verpacken, damit mehr Einfluss auf junge Menschen auszuüben, ist nicht neu. Das im Sommer 2004 bekannt gewordene "Projekt Schulhof" spricht jedoch für eine neue Qualität in Strategie und Anspruch, vor allem aber hinsichtlich ihrer organisatorischen und finanziellen Ressourcen der extremen Rechten. Darüber kann auch das Ausweichen auf die Verbreitung über das Internet nicht hinwegtäuschen, das eine Reaktion auf den Beschlagnahmebeschluss des Amtsgerichts Halle ist.
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Rechte Jugendkultur steht in scheinbarer Rebellion gegen Staat und Gesellschaft - genau das macht das "Rechts sein" für viele Jugendliche erst attraktiv. Die Konzepte neofaschistischer Strategen setzen auf eine Profilierung als "nationale Jugend-Opposition". Dabei werden auch optische und verbale Merkmale linker und alternativer Identitäten aufgegriffen und auf eigene politische Ziele übertragen. Indizierte Alben, verbotene Zeitschriften und Symbole üben für so manchen einen besonderen Reiz aus und lassen den vermeintlichen Tabubruch als Protest erscheinen. Im Kern jedoch ist das Agieren der Jungnazis nur die Weiterführung eines gesellschaftlichen Konsenses.
Jugendliche rücken immer mehr in den Fokus der organisierten Neonazis. Ihr zunehmender Einfluss auf die anfangs unpolitische Skinheadbewegung schaffte eine teils rechte Jugendkultur, über die sich junge Menschen einfach rekrutieren ließen und lassen. Bis in die neunziger Jahre hinein orientierten sich viele Neonazi-Organisationen kulturell eher an der völkischen und bündischen Jugend der dreißiger Jahre, als an zeitgemäßen Erscheinungen der populären Musik oder ihren subkulturell geprägten Gegenbewegungen. Dieses sorgte bei Jugendlichen ohne neonazistische Einstellungen häufig von vornherein für eine Ablehnung. Doch mit dem Aufkommen einer inzwischen Subkulturübergreifenden rechten Jugendszene, die in Folge der rasanten Rechtsentwicklung in Gesellschaft wie Politik entstand und sich zunächst am Lifestyle der Skinheads orientierte, änderte sich dies nachhaltig.
Wenn braunes Gedankengut immer mehr AnhängerInnen findet, wenn in Sachsen die NPD bei der Landtagswahl 9,2 % der Stimmen bekommt, wenn jedeR fünfte der JungwählerInnen NPD oder DVU wählen, wenn "AusländerInnen" auf der Straße zusammengeschlagen werden und Neonazis an Schulen versuchen Nachwuchs anzuwerben - dann wird es höchste Zeit aktiv zu werden! Mitte des Jahres 2004 kündigten Naziorganisationen an, eine CD mit dem Titel "Anpassung ist Feigheit - Lieder aus dem Untergrund" zu veröffentlichen. Diese CD soll vor Schulen verteilt werden, um Jugendlichen rechte Propaganda auf musikalische Weise näher zu bringen und sie so langfristig an die rechte Szene und Organisationen zu binden. Auch aus diesem Grund hat ['solid] - die sozialistische jugend in enger Kooperation mit den Gewerkschaftsjugenden und Stiftungen, die Initiative ergriffen, um mit "Aufmucken gegen Rechts - Beweg dich, damit sich was bewegt!" ein antifaschistische Offensive gegen rechte Jugendkultur zu starten. Mittelpunkt des Projektes ist eine CD mit Songs von namenhaften KünstlerInnen. Ein weiterer Bestandteil sind Broschüren, Materialien, Infoveranstaltungen und Konzerte. Wir wollen hier über die Hintergründe der Neonazi-CD informieren, ihre menschenverachtenden Inhalte entlarven, unsere Kampagne vorstellen und praktische Tipps geben, was mensch gegen die neonazistische Hetze tun kann. Werde mit Freunden selbst aktiv, macht was in eurer Schule, in eurer Stadt. In diesem Sinn: Nazis den Ton abdrehen!
Seit November geben Mitglieder unseres Vereins ein Informationsheft heraus, welches über Aktivitäten berichtet. Auch aktuelle politische Geschehnisse werden erörtert. Das Heft erscheint kostenlos einmal im Monat und wird an befreundete Vereine oder Personen verteilt...