Zum 9. Mal fand nun schon unsere sogenannte Rote-Bergsteiger*innen-Wanderung statt. Sie ist eines der kontinuierlichsten Projekte unseres Vereins und zieht immer mehr Teilnehmende an. Über 40 Gäste hatten sich dieses Mal angemeldet, um in Erinnerung an das Frühe Konzentrationslager Hohnstein das Wanderseminar zu besuchen.
Die Wanderung mit dem Namen „Rote Bergsteiger*innen“ ist aber mehr, als eine Beschäftigung mit dem Widerstand aus dem Bergsportmilieus. Doch genau so fing alles 2008 an. Mit Unterstützung durch den Bergsporthistoriker Joachim Schindler erschlossen wir uns Wissen zu diesem Thema. Er begleitete uns auf unterschiedlichen Touren und stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Als Herausgeber konnten wir dann für sein Buch „Rote Bergsteiger“ auftreten. Das Wanderseminar gefiel so gut, dass es zu einer festen Veranstaltung im AKuBiZ-Kalender wurde. Die Stationen der bisherigen Wanderseminare waren: 2008 – Schmilka, 2008 – Schöna, 2010 – Altenberg, 2011 – Sebnitz, 2012 – Wehlen, 2013 – Zittau, 2014 – Pirna, 2015 - Bad Schandau und nun 2016 – Hohnstein. Auch wenn es auf unseren Wanderungen nun eine größere Themenbreite gibt, wollten wir den eingeführten Namen aber als Arbeitstitel beibehalten. So heißt unsere Tour also auch im nächsten Jahr vom 19.-21.05.2017– zum 10-Jährigen Jubiläum – Rote-Bergsteiger*innen-Wanderung.
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Die Fahrt begann am 4. Juni mit einem Zwischenstopp in Ansbach, wo wir durch Herrn Biernoth eine Stadtführung zur jüdischen Geschichte Ansbachs bekamen. Dabei ging es auch um die Verlegung von Stolpersteinen in der Stadt. In der ehemaligen Synagoge der Stadt sahen wir, dass ein jüdischer Mann aus der Region im Rahmen der Aktion T4 auf dem Pirnaer Sonnenstein ermordet wurde. Am folgenden Tag reisten wir dann nach Radolfzell und unternahmen eine Stadtführung zu den Verbrechen der Schutzstaffel (SS). Die Initiative für ein Offenes Gedenken zeigte uns dabei verschiedene Orte, wie die ehemalige Kaserne mit dem Außenlager des KZ Dachau und den Schießstand, der von KZ-Häftlingen gebaut werden musste.
Am 6. Juni konnte wir dann an einem Stadtrundgang zu jüdischem Leben in Bad Buchau und der Gedenkstätte Grafeneck teilnehmen. Wie der Pirnaer Sonnenstein gehörte Grafeneck zu den großen Stätten der Euthanasie-Verbrechen. In nur einem Jahr ermordeten die Nazis hier bis Dezember 1940 fast 11.000 Kinder, Frauen und Männer.
„Nirgends kann Geschichte besser erfahren und Erinnerung an sie bewahrt werden als an den Örtlichkeiten ihres Geschehens. Authentische Orte, die in der Zeit des Nationalsozialismus eine bedeutende Rolle gespielt haben, gibt es etliche in Sachsen. Doch sind nicht alle diese Orte auch als solche gekennzeichnet und geraten aus diesem Grunde mancherorts in Vergessenheit.“ schreibt Carina Baganz in ihrem Buch „Erziehung zur Volksgemeinschaft“. Damit dies nicht geschieht bieten wir seit fast 9 Jahren Wanderseminare an, in denen wir uns mit der regionalen Geschichte im Nationalsozialismus beschäftigen.
Bereits am 16. April waren Schüler*innen des Christlichen Gymnasiums „Johanneum“ zu Gast. Mit ihnen wanderten wir vom Hockstein durch die Wolfsschlucht und den Schindergraben zur Burg Hohnstein. Dort befand sich von März 1933 bis August 1934 eines der ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich. Die vormalige Ausstellung wurde 1995 entfernt, genauso wie einige andere Gedenkzeichen. Die derzeitige „Ausstellung“ verdient diesen Namen nicht wirklich. Informationen zum Frühen Konzentrationslager, die man heute erfolglos sucht, besprachen wir dann mit der Gruppe. Über Gautschgrotte, Diebskeller und Neuweg führte unser Weg zurück in das Polenztal.
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