Vor 100 Jahren, im September 1924, übergab die sächsische Landesregierung die Verwaltung der Burg Hohnstein in die Hände des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH). Burgwart wurde der Dresdner Gewerkschaftsfunktionär Konrad Hahnewald. Zur Entwicklung und Geschichte der Jugendburg Hohnstein hielten am 4. November 2024 Katharina Wüstefeld und Steffen Richter einen Vortrag im Festsaal der Burg Hohnstein.
Der Vortrag ist das Ergebnis einer seit einiger Zeit andauernden Recherche zur Geschichte des Gedenkens an das frühe KZ auf der Burg Hohnstein ab 1945 mit dem Ziel einer Veröffentlichung. Die währenddessen eher nebenbei zusammengetragenen Informationen zu den Jahren vor 1933 enthalten allerdings so viele spannende Fotos und Dokumente, dass sie einmal eigens für die Öffentlichkeit präsentiert werden sollten - auch um die Vorgeschichte der Besetzung der Burg durch die SA im März 1933 zu erzählen. Insofern ist der Vortrag ein "Nebenprodukt", dessen Inhalte aber auf sehr reges Interesse bei den fast 70 Zuhörer*innen stießen und auch schon etliche Nachfragen nach einer Wiederholung an einem weiteren Ort weckten. Sichtlich imponiert hatte den Zuhörer*innen beispielsweise die Schilderung der sehr modernen, 1928 neu erbauten Burgküche, die täglich über 5000 Essen zubereiten konnte.
Der Part war auch gedacht als Würdigung des Bauleiters auf der Jugendburg: des Dresdner Architekten Kurt Bärbig. Er war sowohl in den Vorstand des Bundes Deutscher Architekten als auch in die Freie Deutsche Akademie für Städtebau berufen worden. Neben dem Bau des modernen Festsaals auf der Burg verantwortete er die Gestaltung weiterer Räume - Ferienzellen und Tagesräume, auch die frühere hölzerne Bank um die berühmte Linde auf dem oberen Burghof sowie das schon erwähnte neuen Küchengebäude, das im Zuge der Neugestaltung der Burg Hohnstein in den nächsten Jahren abgerissen werden soll.
Außerdem gab der Vortrag einen Überblick über die Nutzung der Jugendburg Hohnstein durch Zehntausende Besucher*innen, durch Hunderte Organisationen aus den verschiendensten politischen Lagern und ihre zahlreichen Veranstaltungen, Treffen, Lehrgänge etc. und weckte so einen Eindruck von der politischen und gesellschaftlichen Situation der Weimarer Republik und der Jahre kurz vor dem Nationalsozialismus. Nicht zuletzt stellte der Vortrag auch kurz die Geschichte der Hohnsteiner Puppenspiele auf der Jugendburg und die kontrastierenden Lebenswege und Entscheidungen von Konrad Hahnewald und Max Jacob während und angesichts des Nationalsozialismus dar.
Ein Gruß an die Zuhörenden von Gabriele Hahn, der Enkeltochter von Konrad Hahnewald, und unser Dank an die Mitarbeitenden und die Leitung der Burg Hohnstein sowie an Bürgermeister und Stadtverwaltung für die Zusammenarbeit und Unterstützung unserer Recherchen rahmten den Vortrag ein.