Chronik rechter Aktivitäten

Rechte Aktivitäten melden

Newsletter abonnieren

Spende für die K²-Kulturkiste

Diese Ausstellung möchte einen Überblick über das jüdische Leben in der Sächsischen Schweiz vermitteln und wird wieder in Erinnerung rufen, wie vielfältig dieses gewesen ist. Mit diesem Projekt möchten wir, die Ersteller_innen dieser Ausstellung, für das jetzt schon fast vergessene jüdische Leben sensibilisieren.

Der erste Teil der Ausstellung basiert auf dem Buch des Pirnaer Historikers Hugo Jensch „Juden in Pirna“. Ohne dessen Vorarbeit und Hilfe wäre die Ausstellung in dieser Form nicht denkbar gewesen.

Wir möchten diese Ausstellung in Zukunft erweitern und uns nicht nur auf Pirna beschränken. Darum wählten wir auch den Titel „Jüdisches Leben in Pirna und der Sächsischen Schweiz“.

Für die gesamte Ausstellung kann nur das gelten, was schon im Vorwort des Buches „Juden in Pirna“ beschrieben ist:

„Diese Schrift versucht eine Annäherung an Leben und Leid jüdischer Menschen in und aus Pirna. Was über Juden in unserer Stadt zu erfahren war, stammt weitgehend aus amtlichen Quellen, die sich im Stadtarchiv über sehr wechselvolle Zeiten oft nur zufällig erhielten, denn der Hitlerstaat betrieb in seiner Endphase massenhafte Aktenvernichtung. Was sich erhielt, ist nur der blasse Widerschein wirklichen Lebens. Was wissen schon amtliche Dokumente und Schriftstücke von der ganzen Vielfalt menschlicher Beziehungen. So ist die Suche nach Spuren jüdischen Lebens, das es in unserer Stadt einst gab, mehr ein Vorantasten als ein Schöpfen aus einer Vielzahl von authentischen Zeugnissen.“

Für die Erweiterung der Ausstellung sind wir für jede Hilfe dankbar.
Bitte sprechen Sie uns darauf an.

Logo Jugend in Pirna Logo Akubiz

Dieses Projekt wurde durch die Jugendinitiative Pirna und mit Unterstützung des AKuBiZ e. V. erstellt und wurde mit Unter- stützung der Europäischen Union durch das Programm „Jugend in Aktion“ finanziert.

Logo Jugend in Aktion

Beispiele des frühen Antisemitismus in Sachsen und Pirna

Als es gerade einmal fünf jüdische Geschäfte in Pirna gab, erschien am 7. Oktober 1886 im „Pirnaer Anzeiger“ folgende Annonce:

„Höchste Zeit ist es, daß man sich jetzt immer um einen Platz zur Erbauung einer Synagoge umsieht, da die Kinder Israels in unserer Stadt sich in beängstigender Weise vermehren. Ein Reformer.“

Diese Anzeige ist das früheste schriftliche Zeugnis des modernen Antisemitismus im Raum Pirna. Den Verfasser beängstigt das „Anwachsen“ des jüdischen Bevölkerungsanteils auf 37 Personen, davon mindestens 12 Kinder. Pirna hatte zu diesem Zeitpunkt rund 12.000 Einwohner_innen.

Antisemitenpartei in Sachsen

Seit dem Jahr 1874 entstanden im Deutschen Reich und auch im Königreich Sachsen eine Vielzahl antisemitischer Vereinigungen. Im Jahre 1878 formierte sich in Dresden unter der Führung von Alexan- der Pinkert der „Deutsche Reformverein“, der gerade im Mittelstand auf große Resonanz stieß. Dieser trat 1880 mit der Zeitung „Deut- sche Reform“ an die Öffentlichkeit. In ihr erschien im Jahr darauf der „Appell an das deutsche Volk zum Selbstschutz gegen die Judenpest“. Der Reformverein konstituierte sich in Dresden schließlich zur „Deutschen Reformpartei“ um den politischen Einfluss zu erhöhen. Diese neue Partei orientierte sich vor allem auf die Mittelschichten Sachsens und strahlte auf andere deutsche Länder aus. 1882 wurde ein erster internationaler „Antijüdischer Kongreß“ nach Dresden einberufen, ein zweiter 1883 fand in Chemnitz statt. Im Leipziger Hammer-Verlag erschien 1887 die zentrale Zeitschrift der Antisemiten, der „Antisemiten-Katechismus“ von Theodor Fritsch. Ab 1907 wurde dieser abgewandelt und als „Handbuch zur Judenfrage“ verlegt. Bis in das Jahr 1944 erreichte es eine Auflage von 325.000 Exemplaren. Die Fülle an Publikationen, Zeitschriften und Pamphleten im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts trug mit zur großen Verbreitung deutschnationaler sowie antisemitisch-rassistischer Positionen bei und verhalf den agitierenden Einzelpersonen, Vereinen und Parteien zu einer höheren Popularität. Es ist daher nicht verwunderlich, dass seit 1890 neben dem bereits erwähnten Beispiel, auch andere antisemitische Anklagen und Behauptungen im Kreis Pirna auf fruchtbaren Boden fielen.

Zu den Reichstagswahlen 1890 erschien eine Annonce, die sich an die Handwerker der Stadt wendete:

„Bedenkt, daß die hiesigen Juden für die Wahl Eysoldt‘s mit aller Energie thätig waren. Jeder Deutschfreisinnige resp. Eysoldt ist ein Freund der Juden! Deshalb behaltet die Augen offen! Ein Handwerker.“

Rechtsanwalt Artur Eysoldt war von 1871 bis 1887 Abgeordneter des „Freisinns“ aus dem 8. sächsischen Reichstagswahlkreis.
Er war der Vater der bekannten Schauspielerin Gertrud Eysoldt.

Bezeichnenderweise setzte der „Pirnaer Anzeiger“ gerade unter diesen „Leserbrief“ die Geschäftsannonce des jüdischen Kaufmanns Isidor Cohn.

Die antisemitische Agitation zeichnete sich, bei allen unterschied- lichen Nuancen, dabei durch eine Reihe von Gemeinsamkeiten aus. Charakteristisch waren: ein rassistisch begründeter Antisemitismus, Nationalismus und völkisch-antikapitalistische „Reform“-Phrasen. Ziel dieser Völkischen Bewegung war eine antidemokratische, militaristische, männerzentrierte und (berufs-)ständisch organisierte Gesellschaft, die in einer „germanisch-christlichen“ oder neuheidnischen „arteigenen“ Religion begründet sein sollte. Dieses zentrale Motiv einer „arteigenen“, sprich einer „rasseund volkwesengemäßen“, Religion, sollte ein „Deutschchristentum“ ohne jüdische Wurzeln sein.
Auf politischer und konfessioneller Ebene wurden alsbald erste konkrete Forderungen, wie die Rücknahme der rechtlichen Gleichstel- lung der Juden und ihre Stellung unter das Fremdenrecht laut. Ebenfalls tauchten in dieser Zeit vereinzelt Forderungen nach einer physischen Vernichtung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger auf.

Pirna durch Antisemiten im Reichstag vertreten

Zwischen dem Jahr 1890 und den nächsten Reichstagswahlen von 1893 schienen in unserem Kreis antisemitische Tendenzen erste orga- nisatorische Formen angenommen zu haben. Auf dem Parteitag der „Antisemitischen Volkspartei“ 1892 in Dresden befanden sich unter den 119 Delegierten auch die Reformvereine von Helmsdorf, Neustadt und Stolpen. Der Wahlausschuß der „Deutschen Reform-Partei“ nomi- nierte den Dresdner Mörtelfabrikanten Carl Friedrich Lotze, der zum Führungskern dieser Antisemitenpartei in Sachsen gehörte, als Reichstagskandidaten. Lotze wurde zweimal, 1893 und 1898, in den Reichstag gewählt. Erst im Jahr 1903 unterlag er dem sozialdemokratischen Gegenkandidaten Julius Fräßdorf.

Pirnaer Sozialdemokratie gegen Antisemitismus

Die Sozialdemokratie, speziell die im „roten Königreich“ Sachsen, setzte sich in direkter Konfrontation zusehends verstärkt mit dem wachsenden Antisemitismus auseinander. So wählte der sozialdemo- kratische Reichstagskandidat Julius Fräßdorf in bewusster Auseinan- dersetzung mit dem „Reformer“-Kandidaten Lotze auf einer öffent- lichen Versammlung des sozialdemokratischen Volksbildungsvereins am 22. Januar 1893 vor rund 250 Teilnehmenden das Thema: „Die Anti- semiten und die Sozialdemokratie“. Am 6. Mai 1893 beschlossen rund 120 anwesende Mitglieder aus den Ortsgruppen Sebnitz, Königstein, Bad Schandau und Pirna im Pirnaer Carolabad auf einer öffentlichen SPD-Parteiversammlung, ein Flugblatt gegen den Antisemitismus in Angriff zu nehmen. Dies geschah bereits ca. fünf Monate vor der Rede „Antisemitismus und Sozialdemokratie“ des Parteivorsitzenden August Bebel auf dem Kölner Parteitag der SPD am 27. Oktober 1883. Leider ist das Flugblatt nicht erhalten geblieben.

Abbildungen:
Antisemitische Annonce über der Geschäftsanzeige von Isodor Cohn im Pirnaer Anzeiger vom 28.02.1890 Quelle: Stadtarchiv Pirna

Programm des 1. internationalen „Antjüdischen Kongreß“ 1882 in Dresden Quelle: SLUB

Antisemitische Hetzschrift des Dresdner Alexander Pinkert, führendes Mitglied im „Deutschen Reformverein“ unter dem Pseudonym Egon Waldegg veröffentlicht. Quelle: Freimann-Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt/Main

Gegenaktion jüdischer Kaufleute gegen die ersten Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte vom 16.12.1893 im Pirnaer Anzeiger. Quelle: Stadtarchiv Pirna

SA Bergsteigersturm

Als die Nazis die Macht übernahmen

Was die mindestens zwölf jüdischen Familien, die im Januar 1933 in Pirna wohnten, zu erwarten hatten, konnte sich damals wohl so recht niemand vorstellen. Außer den Englers besaßen alle die deutsche Staatsangehörigkeit und fühlten sich den Deutschen zugehörig. Einige hatten im Ersten Weltkrieg als Soldaten ihren Kopf hingehalten, waren verwundet und ausgezeichnet worden.

Der Dentist Max Tabaschnik

Der Dentist Max Tabaschnik war das erste Opfer unter den Jüd_ innen Pirnas. Die große Verhaftungswelle nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 und der Reichstagswahl am 5. Mai 1933 erfasste ihn, wie viele andere Kommunist_innen und Sozialdemokrat_innen. Nach einer Hausdurchsuchung am 6. März, die nichts Verdächtiges zutage förderte, wurde er am Abend des 25. März verhaftet und erst in das Stadtgefängnis in der Schmiedestraße, anschließend in das von der SA-Standarte 177 Pirna eingerichtete KZ Königstein-Halbestadt verschleppt. Furchtbar gequält, zusammengeschlagen, tagelang ohne Nahrung, geschunden bei schwerster Steinbrucharbeit, am Schlafen gehindert, fortwährend erniedrigt und verhöhnt, war er schließlich mit seinen Kräften am Ende. Er musste ins Krankenhaus nach Pirna eingewiesen werden. Dort und auch nach seiner Entlassung stand er ständig unter Polizeikontrolle, bis es ihm mit seiner Familie und unter Zurücklassung all seiner Habe schließlich gelang, bei Rehefeld über die Grenze in die Tschechoslowakei zu entkommen. Über den Rund- funksender Prag berichtete er als einer der ersten Augenzeugen über das, was er durchmachen musste. Ein umfassender Bericht von ihm erschien im Jahr 1934 in Karlsbad (Karlovy Vary) als Teil einer Schrift über die ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich.

Der Boykott vom 1. April 1933

Im „Pirnaer Anzeiger“ vom 1. April 1933 rief die NSDAP-Ortsgruppe Pirna für den gleichen Abend um 20 Uhr, im „Weißen Roß“ zu einer „Großen Protest-Kundgebung“ auf. Als Redner wurde der NSDAP- Kreisleiter Paul Sterzing mit einer Rede zum Thema: „Der Jud’ ist unser Unglück der kommende Abwehrkampf“ angekündigt. Diese Aktion war Teil der reichsweit stabsmäßig inszenierten Boykottaktionen auf Anordnung des Herausgebers des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“, Julius Streicher. Die Order lautete: „Der Boykott setzt schlagartig Samstag, dem 1. April, Punkt 10 Uhr vormittags ein.“

Am folgenden Tag ist aus dem „Pirnaer Anzeiger“ zu erfahren, dass der Boykott jüdischer Geschäfte, wie befohlen, auch in Pirna „schlagartig“ eingesetzt habe. „Ungeheure Menschenmassen durchfluteten die Straßen, blieben vor jüdischen Geschäften stehen, von denen einige, entgegen ergangener Anweisung, geschlossen hatten.“

Boykottiert wurden die Konfektionsgeschäfte von Jurmann und Weiner am Markt und von Cohn in der Schuhgasse/Dohnaische Straße, das Schuhgeschäft Neustadt/Tannchen in der Breiten Straße und das Pfandleihgeschäft Engler in der heutigen Dr.-Wilhelm-Külz-Straße, das Kurz-, Putz-, Posamenten-, Weißund Wollwaren-Geschäft von Adolf Kaminsky in der Jacobäerstr. 1 und das Warenhaus Albert Langer, fr. E. Rohr Nachf. in der Dohnaischen Straße.

Zwei Monate später beschloss die Pirnaer Stadtverordnetenver- sammlung, es den städtischen Beamt_innen, Angestellten und Arbei- ter_innen zur Pflicht zu machen, nicht in den jüdischen Geschäften und im Konsumverein einzukaufen.

Am 8. August 1933 folgte ein Ratsbeschluss, die Zulassung jüdischer Händler zu den öffentlichen Märkten „möglichst aus Platzmangel und verkehrsund sicherheitspolitischen Rücksichten“ zu verhindern.

Die Boykott-Aktion vom 1. April 1933 bildete den Auftakt einer ganzen Reihe antijüdischer Verordnungen, Erlasse und Gesetze, die die berufliche Tätigkeit jüdischer Beamt_innen, Rechtsanwält_innen, Ärzt_innen und Hochschullehrer_innen einschränkte und schließlich ganz unterband. Das Gesetz vom 6. Mai 1933, auf Grund dessen Jüd_innen nicht mehr als Steuerberater_innen zugelassen werden durften, betraf auch den Pirnaer Ernst Fernbach.

Die „Nürnberger Gesetze“ von 1935

Das Reichsbürgergesetz und das Blutschutzgesetz vom 15. September 1935 schufen den Rahmen für die antisemitische „Rassenpolitik“ der Folgezeit. Dem Nürnberger Parteitag der NSDAP war im Sommer 1935 durch eine intensive antijüdische Propaganda der Boden bereitet worden.

Ihren Widerschein finden wir auch im „Pirnaer Anzeiger“, der eine Reihe entsprechender Nachrichten druckte und von mehreren Veran- staltungen berichtete.

Der Gebietsausschuss der NSDAP für die Sächsische Schweiz, der hiesige Fremdenverkehrsverband, teilte mit:

„In unserer herrlichen Sächsischen Schweiz ist kein Platz für Juden. Ihr Besuch ist uns unerwünscht; ihr Geld macht uns nicht glücklich; ihr Auftreten beleidigt uns. Wir sind davon überzeugt, dass es im Gebiet der Sächsischen Schweiz kein Hotel oder Gasthaus gibt, das als Gastgeber für Juden auftritt. Um so freundlicher und herzlicher begrüßen wir jedoch unsere Gäste aus dem Ausland, die keine Juden sind... Der Gebietsausschuß … wird in Zukunft den Zeitungen im Reich, in deren Verlagen Juden beschäftigt sind, keine Aufträge für Werbeinserate mehr erteilen.“

Abbildungen:
Marsch des SA-Bergsteigersturmes. Im Hintergrund ist das Schloss Kleinstruppen zu sehen. Dieses diente den Nazis von März bis Mai 1933 als Sammellager für politische Gegner_innen. Quelle: Rote Bergsteiger – Unterwegs auf ihren Spuren

Gedenkstein am ehemaligen Konzentrationslager KönigsteinHalbestadt Quelle: Archiv AKuBiZ

Ernst Noack wurde im März 1933 verhaftet und war insgesamt vier Wochen von den Nazis im Konzentrationslager Hohnstein eingesperrt. Quelle: Stadtarchiv Pirna

Der Novemberpogrom 1938 in Pirna

Vertreibung polnischer Juden

Vom 27. zum 28. Oktober 1938 wiesen die Nazis in einer Nachtund Nebel-Aktion etwa 17.000 Jüd_innen polnischer Staatsangehörigkeit über die polnische Grenze aus Deutschland aus. Aus Dresden wurden 724, aus Sachsen insgesamt 2.804 Jüd_innen vertrieben, ihre Wohnungen versiegelt, die Schlüssel in polizeilichen Gewahrsam genommen. Polen allerdings weigerte sich, sie aufzunehmen. Es kam zu erschütternden Szenen im Grenzbereich. Die Nachrichten über die Leiden der Vertriebenen gingen durch die Weltpresse. Diese Ereignisse bildeten für den jungen Herszel Grynszpan, dessen Angehörige gleichfalls betroffen waren, höchstwahrscheinlich das Motiv für sein Attentat vom 7. November 1939 auf den deutschen Botschaftsangehörigen Ernst Eduard vom Rath in Paris.

Novemberpogrom

In der Nacht vom 9. zum 10. November brach daraufhin der von Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels inszenierte „spontane Volks- zorn“ los. Rund 7.000 jüdische Geschäfte wurden daraufhin demo- liert und geplündert, die meisten Synagogen verwüstet und in Brand gesteckt, etwa 30.000 Jüd_innen verhaftet, ins Konzentrationslager verschleppt und den jüdischen Bürger_innen zynisch eine Abgabe in Höhe von einer Milliarde Reichsmark für die Reparaturen der entstan- denen Schäden abgepresst.

In Pirna geschah dies in den frühen Morgenstunden des 10. November durch die noch in der selben Nacht mobilisierten SA-Horden.

Der zum Zeitpunkt der Übergriffe neun Jahre alte Esra Jurmann erinnert sich später:

„Als ich die Schloßstraße hinunterging, sah ich, außer einer Menschenmenge bei unserem Geschäft, nichts. Als ich dann über den Markt ging und näher am Laden war, sah ich die zertrümmerten Scheiben. Meine Eltern waren im Geschäft. Die Menschen gafften und sagten nichts. Man erkannte mich und machte mir Platz, damit ich durchkam. (...) Am Abend fuhr ich mit Weiners, vom Geschäft gegenüber, nach Dresden. Das Weinersche Geschäft war auch zerstört.“

Neben den Konfektionsgeschäften von Jurmann und Weiner waren noch das „Ehape“ und das Schuhkaufhaus „Neustadt“ in der Breiten Straße betroffen. Durch die Annahme, dass auch ein Konfektionsgeschäft in der Breiten Straße ein jüdisches Unternehmen sei, zerschlugen die SA-Leute auch dort ebenfalls die Schaufensterscheiben und warfen Teppiche und andere Waren auf die Straße. Beteiligte Angreifer bedienten sich dabei. Es kostete dem Besitzer einige Mühe, den Irrtum auszuräumen.

Obwohl die Naziführung für den 10. November das Ende des „spon- tanen Volkszorns“ verfügte, gab es auch noch an nachfolgenden Tagen Ausläufer des Pogroms in Gestalt öffentlicher antisemitischer Hand- lungen. So berichtete die Ausgabe des „Pirnaer Anzeiger“ vom 15./16. November 1938 von einer öffentlichen Kundgebung in Pirna-Copitz am Tag vorher.

Jüdische Männer im KZ Buchenwald

In den Morgenstunden des 10. November wurde der Fabrikbesitzer Manfred Heß verhaftet, am gleichen Tag Bruno Freymann, tags darauf auch der Kaufmann Wolf Jurmann, Alfred Cohn und der Arbeiter Ernst Noack, der im KZ auf der Burg Hohnstein eine einjährige Haftstrafe hinter sich hatte. Pirnaer Polizisten brachten sie alle nach Dresden. Am 12. November überführte man sie, bis auf Bruno Freymann, in das Sonderlager Buchenwald. Dem ständigen unberechenbaren Terror der SS ausgesetzt, bestimmten dort stundenlanges Stehen und Sitzen auf dem Appellplatz, „Freiübungen“, vielgestaltige Schikanen, Hunger und Wassermangel die Tage. Geld und Wertsachen mussten abgeliefert werden. Die SS, von der Lagerführung bis zur Wachmannschaft, berei- cherten sich maßlos am Hab und Gut der Internierten.

Nach zehn Tagen begannen die ersten Entlassungen, vorzugsweise jener, die sich zum „Verkauf“ ihres Eigentums und zur Ausreise aus Deutschland verpflichteten und entsprechende finanzielle Mittel auch nachweisen konnten. Wer entlassen wurde, hatte über die Vorgänge im Lager zu schweigen und zu erklären, dass ihm weder Geld noch Wert- gegenstände abgenommen wurden. Am 1. Januar 1939 betrug die Zahl der Inhaftierten immer noch 1.605 Menschen, Anfang Februar wurde es geräumt und anschließend abgerissen.

Den jüdischen Kaufleuten wurde befohlen, die an ihren Geschäften entstandenen Schäden auf eigene Kosten unverzüglich zu beheben. Noch am 2. Dezember schrieb der Pirnaer Oberbürgermeister Dr. Brunner (1899-1944) an „Wolf Jurmann, zur Zeit Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar“:

„(…) Auf Grund dieser gesetzlichen Vorschriften fordere ich Sie hiermit auf, die an ihrem hiesigen Geschäft Schössergasse 1, Markt 14 entstandenen Schäden nunmehr sofort zu beseitigen. Sollten Sie dieser Anordnung nicht nachkommen, werde ich mit Zwangsmaß- nahmen(!) gegen Sie vorgehen.“

Abbildungen:
Unmittelbar nach den Novemberpogromen 1938 wird Esra Jurmann von der Schule verwiesen

Pirnas Oberbürgermeister Brunner fordert Wolf Jurmann auf, die Schäden an seinem Geschäft zu beseitigen. Wolf Jurmann wurde 11. November 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Arisierung des Geschäfts Jurmann: Bereits im Vorfeld der November- pogrome wird Wolf Jurmann aufgefordert, sein Geschäft aufzugeben.
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Die Brüder Manfred und Esra Jurmann im Februar 1933.
Quelle: Privat

Vertreibung und Flucht

Durch die Ereignisse des Novemberpogroms geschockt und durch den wachsenden politischen Druck zusehends bedroht, stiegen die Ausreiseversuche und Fluchtbewegungen der noch verbliebenen jüdi- schen Familien über die noch vorhandenen Wege ins Ausland an. Ziel der Repressionen war es, die rassistisch definierte „Volksgemeinschaft“ zu vollenden und damit schließlich das Deutsche Reich, so auch die Amtshauptmannschaft Pirna, „judenfrei“ zu machen. Binnen weniger Wochen flohen die letzten noch verbliebenen Jüd_innen Pirnas oder wurden unter der Zurücklassung ihres Vermögens aus der Stadt vertrieben. Ihr Besitz wurde „arisiert“, dass heisst von den Behörden konfisziert und zu Spottpreisen verkauft oder auf Auktionen versteigert. Nicht wenige der ehemaligen Nachbar_innen bereicherten sich so am Hausrat, Schmuck und den Immobilien der jüdischen Vorbesitzer_innen und Eigentümer_innen.

Das Beispiel Familie Engler

So geriet beispielsweise Schifra Engler seit dem Frühjahr 1933 immer stärker unter Druck. Im Jahre 1907 waren die Englers aus der Buko- wina, einer Region in Osteuropa, deren Norden zur Ukraine, der Süden zu Rumänien gehörte, als habsburgisch-österreichische Staatsbürger nach Deutschland gekommen. Schifra Engler wollte die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben. Doch selbst in der weitgehend libera- leren Weimarer Republik wurde der Erwerb der Staatsbürgerschaft für sie als sogenannte „Ostjüdin“ erschwert. Die Voraussetzung für eine deutsche Staatsbürgerschaft bildete eine mindestens 30-jährige Ansässigkeit. Frau Engler hätte diese also im Jahr 1937 erreicht, aber nun waren die Nazis darauf aus, alle Jüd_innen, erst recht jene ohne deutsche Staatsbürgerschaft, aus Deutschland hinauszudrängen. Viele ihrer Anträge mussten die behördlichen Instanzen durchlaufen, ehe sich das rumänische Konsulat in Leipzig endlich für die Familie Engler zuständig erklärte. Jede halbjährlich zu beantragende Passverlängerung musste unter hohen Kosten erkämpft werden. Eine Geldsumme, die Frau Engler allein nicht aufbringen konnte. Zunehmende Bedrängnis, laufende Passprobleme, die Unmöglichkeit eines Rückzugs in eine halbwegs sichere Anonymität, die in einer kleinen Stadt wie Pirna kaum gegeben war und ein wachsendes Klima des Antisemitismus nährte den Wunsch, möglichst schnell auszureisen. Zum 31. Mai 1938 stellt Schifra Engler ihre Geschäftstätigkeit ein und versuchte zu fliehen. Die örtliche Polizei nahm dazu Stellung und erhob keinerlei Einwände, zumal, wie es hieß:

„(…) die Engler, weil sie Jüdin ist, als politisch unzuverlässig bezeichnet werden muss. (…) Da sie aber Jüdin ist, keinen Erwerb nachweisen kann und der öffentlichen Fürsorge zur Last fällt, kann die Ausstellung eines Wiedereinreisevermerks von hier aus nicht befürwortet werden.“

Einen übermäßigen Wohlstand hatten die Englers in ihrem über dreißigjährigem Aufenthalt in Deutschland nicht erringen können. Nun wollte Frau Engler nicht nur, sie musste als „Nicht-Staatsbürgerin“ das Land verlassen. Am 22. September 1938 wurde ihr die Auflage erteilt, bis zum 15. Januar 1939 auszureisen. Trotz dieser unmittelbaren Aufforderung besaß sie zum Ende des Jahres 1938 immer noch keine Einreiseerlaubnis für Rumänien.

Im selben Zeitraum wurde von Amts wegen her ihre Abschiebung in die Wege geleitet. Die Pirnaer Behörden handelten in einem mehrteili- gen Briefwechsel bis Mitte Februar schließlich den Polizeiposten Lobositz als Abschiebestelle aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte Frau Engler die Stadt bereits am 10. Januar 1939 verlassen. Zusammen mit ihrer Tochter Marie aus Dresden nebst deren Familie floh sie in der Nacht vom 15. zum 16. Februar in Richtung Polen. Am 14. Februar sprach Oberbürgermeister Dr. Brunner das offizielle Aufenthaltsverbot aus.

Mit der Flucht waren Frau Engler, ihre Töchter und deren Familien allerdings noch lange nicht in Sicherheit. Nach dem Überfall auf Polen kam sie vorerst im südlichen Teil des Landes in den sowjetischen Herrschaftsbereich. Mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die UdSSR im Juni 1941 geriet auch sie in den Sog der Vernichtungspolitik der Nazis.

Schifra Engler, ihre Tochter Anna, deren Ehemann Hersch Rinner und ihr Sohn Joachim fielen den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD zum Opfer. Marie, deren Ehemann und weitere Anverwandte kamen im Warschauer Ghetto ums Leben. Ihrer Tochter Ilse Engler und deren Mann gelang es, unterzutauchen und sich Ausweispapiere für „Volksdeutsche“ zu verschaffen. Am 20. August 1941 kam ihre Tochter Renate zur Welt. Um sie zu schützen, gab Ilse Engler ihre Tochter in die Obhut eines katholischen Ordens. Dort konnte Renate Engler überleben. Ilse Engler und ihrem Mann stand eine abenteuerliche Odyssee durch die heutige Ukraine, Rumänien und Polen bevor. Beide überlebten.

Abbildungen:
Ilse Engler (5. v. l.) inmitten Schülerinnen der höheren Mädchen- schule Pirna 1932 beim Wandertag mit Dr. Dietze, der sie immer wie- der in Schutz nahm. Quelle: Privat

Bevor die Abschiebung eingeleitet werden konnte, floh Familie Engler im Februar 1939 nach Polen. Quelle: Stadtarchiv Pirna

Pirna und die „Endlösung der Judenfrage“

Pirna und die Vernichtungsstätten im Osten

Am 28. Juli 1941 verließ ein Zug mit etwa 575 Häftlingen das Konzen- trationslager Auschwitz. Seit Mai 1941 war im Lager eine Selektionskommission tätig, die kranke und gebrechliche Häftlinge in Listen erfasste, um sie in ein „Sanatorium“ bei Dresden zu überführen, wo sie angeblich wiederhergestellt werden sollten. Maßgeblich an Untersuchung und Auswahl beteiligt war Dr. Horst Schumann, Leiter der „Euthanasie“Tötungsanstalt Sonnenstein. Alle diese Auschwitz-Häftlinge, es waren Jüd_innen und Pol_innen, wurden sofort nach ihrer Ankunft auf dem Pirnaer Sonnenstein vergast und verbrannt.

Bevor die Tötungsmaschinerie in den Vernichtungslagern des Ostens (Auschwitz, Treblinka, Belzec, Sobibor, Majdanek) installiert war, übernahmen einige der „Euthanasie“-Anstalten die Tötung ausgeson- derter und nicht mehr hinreichend arbeitsfähiger Häftlinge.

Es war deshalb nur folgerichtig, dass auch das Personal der im Spätsommer 1941 auslaufenden ersten großen Welle der Tötung geis- tig Behinderter danach in den Massenmordstätten im Osten einen neuen Einsatz fand. In Auschwitz unternahm Dr. Schumann mörderische Versuche für eine Massensterilisation mittels Röntgenstrahlen. Der Sonnensteiner Standesbeamte Gottlieb Hering brachte es zum Kommandanten von Belzec. Der aus Dohna stammende Polizeihaupt- wachtmeister Arthur Walther, Wirtschaftsleiter in der Tötungsanstalt Sonnenstein, war nachher in Sobibor tätig. So auch Kurt Bolender, der zuvor auf dem Sonnenstein Leichen verbrannte. Gustav Münzberger wandte in Treblinka seine auf dem Sonnenstein erworbenen Kennt- nisse bei der Vergasung Tausender jüdischer Menschen an.

Evakuierungstransport aus Auschwitz erreicht am 27. Januar 1945 Pirna

In den letzten Monaten des Nazireichs wird Pirna zum Durchgangsort mindestens eines Evakuierungstransports von Jüd_innen per Eisenbahn.

Im KZ Auschwitz fand, nach Beginn der sowjetischen Januaroffensive am 17. Januar 1945, der letzte Zählappell statt. Danach befanden sich in den drei Hauptlagern Auschwitz, Birkenau und Monowitz einschließlich der Nebenlager noch 67.012 Häftlinge. Sie sollten alle evakuiert, die nicht mehr Arbeitsund Transportfähigen „liquidiert“ werden. Innerhalb von etwa einer Woche gingen mindestens 20 Transporte von Auschwitz ab.

Die Evakuierungstransporte waren zwischen drei Tagen und einer Woche unterwegs. Zu dieser Zeit herrschten strenge Fröste, zeitweise waren es -20 °C. Für die Verpflegung unterwegs war nicht oder nur unzureichend gesorgt worden. Ein solcher Transport kam am 27. Januar 1945 durch Pirna. Über ihn unterrichten uns kriminalpolizeiliche Untersuchungen und Vernehmungen, die im September 1945 protokolliert wurden.

Herbert D., Eisenbahnoberinspektor, der den Zug bei der Durchfahrt beobachtete, gab zu Protokoll:

„Der Zug bestand aus etwa 50 offenen und einem gedeckten Güterwagen. Die Häftlinge waren etwa zu 50 Mann in jedem Wagen untergebracht. Zum Schutz (gegen) Kälte hatten sie ihre Decken umgehangen. Unter den Häftlingen befanden sich auch mehrere Frauen. Wie ich gesehen habe, befand sich auf jedem 10. oder 12. Wagen ein SS-Mann.“

D. erhielt die Mitteilung, dass an der Strecke zwischen Mittelgrund und Pirna 17 Tote aus dem Zug geworfen worden sind. Er ordnete an, dass der in Außig (Ústí nad Labem) eingesetzte Sondergüterzug, der die Leichen zwischen Lobositz (Lovosice) und Tetschen-Bodenbach (Děčín) einsammelte, nach Pirna weiterfährt und dabei auch die Toten auf der Strecke bis zum Pirnaer Bahnhof aufnimmt.

Dieser drei Waggons starke Zug mit insgesamt 73 Leichen, einige von anderen Zügen inzwischen zerstückelt, traf am Sonntag, dem 28. Januar 1945, gegen 16 Uhr, in Pirna ein. Friedhofswärter W., Bestat- tungsordner W., die Polizeidienststelle und der Superintendent waren unterdessen verständigt worden.

Die Reichsbahn stellte zum Einsammeln der Leichen sowjetische Kriegsgefangene ab, die auf dem Friedhof ein Massengrab schaufeln mussten. In dieses wurden die Toten dreireihig gestapelt. Die Toten waren völlig unterernährt und steif gefroren, trugen Häftlingskleidung, vielfach „fast zerlumpt und zum Teil fast völlig entblößt“. Keiner hatte Ausweise oder sonstige Papiere bei sich. Niemand konnte identifiziert werden.

Auf dem Friedhof an der Dippoldiswalder Straße kündet eine Aufschrift:

DEM GEDENKEN
VON 80 HÄFTLINGEN
VERSCHIEDENER
NATIONEN.
SIE STARBEN AUF DEM
TRANSPORT VON EINEM
KONZENTRATIONSLAGER
IN DAS ANDERE
IM JANUAR 1945

Abbildungen:
SS-Mitgliedsausweis von Kurt Bolender. Von Beruf Eisenkontrolleur, Mitglied der NSDAP und SS, kam er 1939 von den SS-Totenkopfverbänden zur SS-Division Totenkopf. Bald darauf wurde er von dort zur „Aktion T4“ abgestellt und war in diesem Rahmen in Pirna als „Leichenverbrenner“ beschäftigt. Im Gefolge von Franz Stangl kam Bolender am 22. April 1942 im Vernichtungslager Sobibor an. In So- bibor war Bolender zunächst Leiter des Lagers III („Totenlager“) und hatte zudem die Aufsicht über die jüdischen Arbeitskommandos, im Herbst 1942 übernahm er die Leitung der Wachmannschft in Sobibor. Vor dem Landgericht Hagen wurde er wegen seiner Verbrechen angeklagt. Kurz vor Urteilsverkündigung nahm er sich in der Untersuchungshaft das Leben.
Quelle: Jules Schelvis, Vernichtungslager Sobibor

Gemälde des US-amerikanischen Künstlers Stefan Krikl; Titel: Portrait, one of several: „Dr. Horst Schumann with volunteer patient“, Entste- hungsjahr: 1985. Die Arbeit gehört zu der Serie Doctors of Death, die 1985 an der Southwest Texas State University in San Marcos (Texas), USA, die in einer Einzelausstellung von Krikls Arbeiten gezeigt wurde.
Quelle: Stefan Krikl from Orange County, USA

Den in Pirna beerdigten Toten des Evakuierungstransportes des Kon- zentrationslagers Auschwitz im Januar 1945 ist auf dem Friedhof ein Gedenkstein gewidmet.
Quelle: Archiv AKuBiZ

Dohnaische Straße und Jacobäerstraße

Familie Ikenberg

Mina Ikenberg und ihr Ehemann Salomon, beide in New York geboren, zogen im Jahr 1886 nach Pirna. Sie müssen Anfang der 1880er Jahre aus den USA nach Deutschland umgesiedelt sein und versuchten zunächst in Apolda und Ranstadt in Hessen eine selbstständige Existenz aufzubauen, ehe sie sich für annähernd sieben Jahre in Pirna niederließen. Mina Ikenberg betrieb auf der Dohnaischen Straße 35 und anschließend in der Jacobäerstraße 1 ein Weißwarengeschäft, ihr Mann war Handelsreisender. Zu ihren drei Kindern (Ida, Hermann und Albert) gesellte sich in Pirna noch weiterer Nachwuchs: 1888 wurde Jenny geboren, im Jahr darauf Rosa. Die Ikenbergs lösten bereits im Jahr 1893 ihr Geschäft in Pirna auf und zogen nach Remscheid.

Familie Goertz

Der aus dem polnischen Danzig (Gdańsk) stammende Kaufmann Siegfried Goertz zog im Jahr 1889 von Berlin nach Pirna. In Pirna eröffnete seine Frau Eveline Goertz, geb. Löwenstern, im Eckhaus Jaco- bäerstraße 1 ein Herren-, Damenund Kinderkonfektionsgeschäft, das sie im Pirnaer Anzeiger mehrfach als „erstes, einiziges und größ- tes Spezial-Geschäft am Platze“ mit Anfertigung in eigener Werkstatt anpreisen ließ. Ab 1899 führte dann Siegfried Goertz das Geschäft mit Herrenund Knaben-Garderobe in der Dohnaischen Str. 31 bis zum 20. September 1901 weiter. Danach verließ die Familie Pirna und zog in das brandenburgische Spandau bei Berlin.

Familie Kaminsky

Aus dem thüringischen Schleusingen kam der in Friedland (ehemals Ostpreußen) geborene 26-jährige Adolf Kaminsky (1867–1935) am 2. September 1893 nach Pirna. Ende des Jahres 1897 war seine finanzielle Existenz als Kaufmann so weit abgesichert, dass er seine Angetraute heiraten konnte. So zog mit Jahresbeginn 1898 auch seine Frau Rosalie mit in die gemeinsame Wohnung in das Eckhaus Jacobäerstraße 1. Sie stammte aus dem oberschlesischen Beuthen (Bytom). Der Familie Kaminsky wurden in Pirna zwei Kinder geboren: 1898 ihr Sohn Walter und zwei Jahre darauf ihre Tochter Minna.

Im Jahr 1893 übernahm er das ehemalige Ikenberg’sche Geschäft in der Jacobäerstraße und bezog wohl auch deren Wohnung. Auch in seiner Filiale vertrieb er Kurz-, Putz-, Posamenten-, Weiß-, und Woll- waren. Von 1907 bis zum Mai 1925 betrieb er mit zwei bis vier weite- ren Arbeitskräften zusätzlich noch eine eigene Putzmacherei. Später beschränkte er sich bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1935 nur noch auf den Handel.

Frau Kaminsky gab nach dem Tod ihres Mannes das Geschäft auf und zog zu ihrer Tochter nach Berlin.

Vier Jahre nach ihrem Wegzug musste sich Frau Rosalie Kaminsky noch einmal an die hiesigen Behörden wenden. Sie wollte Deutschland verlassen und zu ihrem Sohn Walter Kaminsky nach Argentinien auswandern. Dazu benötigte sie eine Geburtsschein-Abschrift für ihren in Pirna geborenen Sohn. Die Ausstellung des Schein wurde vom Pirnaer Standesamt abgelehnt. Die Begründung: Walter Kaminsky habe

„(…) sich nach Auskunft der politischen Polizei im Ausland deutschfeindlich betätigt.“

An die Entscheidung der Behörde schloss sich ein Schriftwechsel mit dem beauftragten Rechtsanwalt von Frau Kaminsky an. Dieser wollte die Ausstellung des Geburtsscheins unbedingt erwirken und ließ die Pirnaer Verwaltung wissen, dass sich Walter Kaminsky bereits seit 14 Jahren in Argentinien befand und nun seine Mutter nachholen wolle. Eine deutschfeindliche Betätigung wurde entschieden bestritten. Der Rechtsanwalt verwies zusätzlich auf das Finanzamt, das Frau Kaminsky bereits zu 37.000 RM Reichsfluchtsteuer veranlagt hatte:

„Da zudem den auswandernden Juden von dem verbleibenden Vermögen durch die Deutsche Golddiskontbank nur ein Betrag von 6 % in Devisen ausgezahlt wird, würden die übrigen 94 % bei Verhinderung einer Ausreise der Frau Kaminsky der deutschen Volksgemeinschaft weiter verlorengehen.“

Selbst diese Begründung bewegte die Pirnaer Stadtverwaltung nicht, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Die angeforderte Urkunde wurde letztlich nicht mehr benötigt, da die argentinische Botschaft andere Dokumente als hinreichend anerkannte.

Dieser Vorgang veranschaulicht, welch hohe Auswanderungssteuer, „Reichsfluchtsteuer“ genannt, zu entrichten war und in welchem rigorosen Ausmaß jüdisches Vermögen somit geraubt wurde. Dieser erhellt aber auch, dass die damals bereits 65-jährige Rosalie Kaminsky Deutschland noch vor Kriegsbeginn verlassen konnte.

Alexander Löwenthal

Am 16. Januar 1894 zog auch der in Halle an der Saale geborene ledige Kaufmann Alexander Löwenthal in das Eckhaus in der Jacobäerstraße ein, verließ aber nach nur vier Jahren die Stadt wieder.

Abbildungen:
Das Geschäft von Adolf Kaminsky an der Ecke Dohnaische Straße/ Jacobäerstraße.
Quelle: Stadtmuseum Pirna

Geschäftsanzeige im Pirnaer Anzeiger vom 22. Dezember 1893
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Geschäftsanzeige im Pirnaer Anzeiger vom 28. September 1889
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Warenhaus Dohnaische Straße 52

Das erste jüdische Kaufhaus in Pirna

er 1893 aus Berlin nach Pirna und eröffnete auf der Dohnaischen Straße 52 das erste Warenhaus der Stadt. Obwohl er Pirna am 1. Mai 1894 wieder verließ, verblieb sein Name in der Firmenbezeichnung des Warenhauses „Albert Langer, vormals E. Rohr Nachf.“ bis in die 30er Jahre hinein. Eugen Rohr wurde am 1. Mai 1894 durch den 23-jährigen Kaufmann Georg Hirsch abgelöst. Dieser stammte aus dem polnischen Krzywiń (deutsch Kriewen) und zog aus Dresden nach Pirna. Bis 1901 führte er das Unternehmen in Pirna. Am 24. März 1903 übernahm Paul Messow aus Dresden, ein Mitglied der jüdischen Dresdner Warenhaus- Kette Messow und Waldschmidt, die Leitung der Pirnaer Filiale. Albert Langer leitete ab 1908 das Warenhaus und wurde bereits drei Jahre später von Hermann Weiser abgelöst. Das Warenhaus mit geräumiger Verkaufsfläche im Erdund Obergeschoss dominierte jahrzehntelang den Pirnaer Konfektionsund Textilbereich und stand sicherlich auch dank seiner vorteilhaften Preise hoch in der Gunst der Käuferinnen und Käufer. Anfang des Jahres 1936 wurde das Warenhaus „arisiert“ und zur Filiale der Dresdner Knoop u. Co. GmbH umgewandelt.

Familie Freymann

Bruno Freymann, der bereits zwischen den Jahren 1914 und 1917 insgesamt 28 Monate bei „Albert Langer, vorm. E.Rohr Nachf.“ in der Dohnaischen Straße 52 beschäftigt war und in dieser Zeit auch in Pirna wohnte, kam im September 1922 als Geschäftsführer des zum Warenhaus-Konzern Messow und Waldschmidt in Dresden gehörenden Kaufhauses, in die Stadt. Verheiratet und Vater eines zweijährigen Jungen, Heinz Joachim, wurde der Familie 1923 das zweite Kind, Marion, geboren.

Familie Freymann verließ Pirna am 29. April 1939. Sie wichen dem stärker werdenden Druck und erhielten durch die Jüdische Gemeinde in Dresden in der Kurfürstenstraße 6 bei Familie Goldschmidt eine bescheidene Wohnung.

Heinz Joachim Freymann berichtete später über die Lebensumstände der Familie:

„Da meine Mutter Christin, oder wie es damals so schön hieß, Arierin war, lebten meine Eltern in einer sogenannten privilegierten Ehe, was uns aber nicht vor weiteren Wohnungsdurchsuchungen seitens der Gestapo bewahrte. Mein Vater durfte sich nicht außerhalb der Stadtgrenzen Dresdens aufhalten und durfte von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens die Wohnung nicht verlassen, was in unregelmäßigen Abständen von der Polizei kontrolliert wurde. Außerdem bekam er während der Lebensmittelbewirtschaftung im Kriege weder Fleisch- noch Tabakmarken und war von allen Sonderzuteilungen ausgeschlossen. Als die großen Deportationen nach Osten begannen, gab es für uns erneut erhebliche Probleme, als man versuchte, meinem Vater die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen, um ihn ebenfalls abschieben zu können. In einem langwierigen Verfahren konnte das aber verhindert werden. So hat mein Vater zwar den National- sozialismus überstanden, starb aber Anfang 1946 als seelisch und körperlich gebrochener Mann, der sich nicht mehr erholen konnte.“

Wie der bekannte Romanist und Chronist Victor Klemperer (1881– 1960), so wurde auch Bruno Freymann 1943 zur Arbeit in der Teefabrik Willy Schlüter in der Wormser Straße 30c in Dresden zwangsverpflich- tet. In Klemperers Tagebüchern finden sich zu Freymann zwei Stellen. Radiohören war Jüd_innen dort wie überall verboten. Eines Tages kam eine Arbeiterin, die das Radio anstellte. Es

„ (…) spielte etwas Klassisches, mir Unbekanntes. Der Mann mit der viertel Sehkraft und der halben Lunge und der viertel Hörstärke und der flüsternden Stimme, die Ruine Freymann neben mir, flüsterte: ‚Beethoven ist doch das Schönste.‘ Ich stimmte ihm bei.“

Klemperer notierte Angaben zu all jenen, mit denen er arbeitete:

„Freymann, die zartfühlende Ruine mit den wissenschaftlichen Interessen, vordem Filialleiter von Messow und Waldschmidt.(...), jammervoll sterbender Fünfziger, als dauernd d.u. (dienstunfähig) ausgeschieden.“

Bruno Freymann dürfte somit das Gleiche erlebt haben wie Victor Klemperer, von dem wir erfahren, dass als letzter Schritt der Judenverfolgung in Dresden, die bis dato weitgehend verschonten „Mischehen“ getrennt werden sollten. Die letzten etwa 70 überlebenden Dresdner „Sternträger“ erhielten am 12. Februar den Befehl, sich vier Tage darauf in der Zeughausstraße 1 zum „Arbeitseinsatz außerhalb Dresdens“ zu melden. Der Bombenangriff auf Dresden am 13./14.Februar bedeutete somit für Klemperer, Freymann und all die anderen die Rettung vor der Deportation in den sicheren Tod. Das „Judenhaus“ in der Zeughausstraße stand nach wenigen Minuten in Flammen. Klemperer riss sich im allgemeinen Chaos den gelben Stern von der Kleidung, konnte somit untertauchen und der Vernichtung entkommen.

Abbildungen:
Kennkarte Bruno Freymanns mit dem Kennzeichen „J“
Quelle: Privat

Bruno Freymann, 1939
Quelle: Privat

Bruno Freymann, 1945
Quelle: Privat

Bruno Freymann mit Ehefrau Elisabeth und den Kindern Marion und Heinz-Joachim, 1943
Quelle: Privat

Familie Noack

Was Ernst Noack im Jahr 1927 nach Pirna geführt hat, ist nicht über liefert. Geboren wurde er am 29. Januar 1897 im preußisch-brandenburgischen Landsberg an der Warthe (poln. Gorzów Wielkopolski). Seine Jugendzeit wurde nach einem kurzem Jurastudium vor allem durch die Erlebnisse als Soldat im Ersten Weltkrieg geprägt. Verwundungen, Verschüttung und die französische Kriegsgefangenschaft ließen ihn körperlich und nervlich zerrüttet aus dem Krieg heimkehren. Diese Erlebnisse sollten sein späteres Denken und Handeln nachhaltig formen. Allem Anschein nach litt er unter einem depressiven Leiden, welches ihn für mehrere Jahre arbeitsund aktionsunfähig machte. Erst am 17. September 1930 hob das Amtsgericht Pirna seine „Entmündigung wegen Geisteskrankheit“ wieder auf. In dieser Zeit war er erwerbslos und lebte mit seiner Ehefrau Ida, geb. Flechtner, von einer monatlichen Kriegerfürsorgeunterstützung in Höhe von 60,95 Reichsmark (RM). Vor seiner Arbeitslosigkeit war er als Spinner im Kunstseidenwerk Küttners beschäftigt.

Ein jüdischer Kommunist

Im Jahr 1931 trat er in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und wurde ebenfalls Mitglied der Hilfsorganisation Rote Hilfe Deutschland (RHD), deren Rechtsschutzvertreter er in Pirna wurde. Seine politischen Aktivitäten waren dabei vielfältig. Neben seiner Tätigkeit als Hauptkassierer im Bund der Opfer des Krieges, schrieb er diverse Beiträge für die kommunistische Zeitung „Arbeiterstimme“.

KZ Hohnstein

Am 15. März 1933 wurde Ernst Noack von einem Copitzer Gastwirt beim SA-Sturm 177 als „gefährlicher Kommunist“, der Flugschriften unter dem Titel „Sachsenpost“ verteilen würde, denunziert. Zwei Tage darauf kam es zu einer Hausdurchsuchung, die kommunistische Zeitungen und Broschüren ans Tageslicht brachten. Am 26. März wurde er verhaftet und gelangte über das Stadtgefängnis Pirna ins Konzent- rationslager Hohnstein. Vier Wochen hielt man ihn dort gefangen. Was ihm als Kommunisten, der gleichzeitig noch Jude war, im Lager Hohn- stein widerfuhr, kann man nur mit Grauen erahnen.

Widerstand und erneute Haft

Ernst Noack gehörte mit seiner Biografie zu jenen wenigen Pirnaer Bürgerinnen und Bürgern, die sich dem faschistischen Regime weder andienten noch sich ihm widerstandslos fügen wollten. Trotz oder gerade wegen seiner gemachten KZ-Erfahrung war er gemeinsam mit anderen Gesinnungsgenoss_innen aktiv an Versuchen beteiligt, den organisierten Widerstand weiter fortzuführen.

Am 16. Dezember 1933 allerdings schlug die Gestapo zu: 19 KPD- Mitglieder aus Pirna und Umgebung wurden wegen illegaler Fortführung der Kommunistischen Partei verhaftet, unter ihnen auch Ernst Noack. Über sie fällte das Oberlandesgericht in Dresden am 6. September 1934 seinen Urteilsspruch. Die angeklagten Kommunisten wurden wegen

„(…) gemeinschaftlicher Neubildung von Parteien in Tateinheit mit gemeinschaftlicher Vorbereitung zum Hochverrat (…) rechtskräftig zu einem Jahr Gefängnis verurteilt“.

Die Strafe musste er bis zum 23. Januar 1935 verbüßen. Erneut arbeitslos, war er mit seiner Frau gezwungen, von wöchentlich 10,30 RM Kriegerfürsorge und einer monatlicher Militärrente von 20,40 RM zu leben, bis er Anfang 1937 in der Porschendorfer Pappenfabrik Fürstenberg, einem jüdischen Unternehmen, eine Anstellung fand.

Im KZ Buchenwald

Im Zuge des Novemberpogroms wurde Ernst Noack am 11. November 1938 verhaftet, nach Dresden gebracht und tags darauf in das Konzentrationslager Buchenwald überführt. Erneut wird seine Familie aktiv. Dr. med. Fritz Noack aus Jerusalem äußerte sein Unverständnis ob der Behandlung, die sein Bruder Ernst erlitt. Er verwies darauf, dass er selbst als Militärarzt im Weltkrieg seine Pflicht erfüllt habe und sein Bruder unter dem im Krieg erlittenen Verletzungen jetzt noch leide. Er bat um Freilassung, damit sein Bruder zu ihm nach Palästina übersiedeln könne.

Emigration nach Palästina

Ernst Noack wird am 8. Dezember 1938 aus Buchenwald entlassen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau leitet er die Ausreise ein. Es wird im Januar 1939 noch nachdrücklich dafür gesorgt, dass Ernst Noack den zusätzlichen Vornamen Israel standesamtlich registrieren und in seine Papiere eintragen läßt. Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges erreichen Ida und Ernst Noack das britische Mandatsgebiet Palästina.

Abbildungen:
Blick auf die Stadt und Burg Hohnstein um 1930. Von März 1933 bis August 1934 war die Burganlage eines der ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich. In dieser Zeit waren hier ungefähr 5.600 Menschen eingesperrt, mehr als 140 Menschen starben an den Folgen der Haft, Mißhandlung und Zwangsarbeit. Einige suchten den Freitod, um den Qualen zu entkommen. Quelle: Archiv AKuBiZ

Festnahmen am 12. November 1938
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Ernst Noack Anfang 1939 nach Entlassung aus Buchenwald
Quelle: Privat

Familie Noack 1947 in Israel
Quelle: Privat

Familie Heß

Die Lackfabrik am Postweg

Mit dem 33 Jahre alten Chemiker Gustav Heß erhielt Pirna im Jahr 1895 seinen ersten und einzigen jüdischen mittelständischen Fabrikbegründer. Die seit 1895 in der Stadt ansässige Chemische Fabrik befand sich seit den 1930er Jahren unter der Leitung des hier 1898 geborenen Gründersohns Manfred Heß, Vater der Töchter Ursula, geboren 1925, und Luise Annette, geboren 1930. Über den Bekanntheitsgrad des Unternehmens selbst gibt folgende Textpassage Auskunft:

„Eine bekannte Firma des chemischen Geschäftszweiges ist die chemische Fabrik feiner Schwarzund der wichtigsten Öllacke von Gustav Heß. Kaum ein Telefon oder ein photographischer Apparat und kein Eisernes Kreuz ist ohne Heß-Lack aus den Herstellungswerk- stätten herausgegangen. Heß-Lacke haben von jeher dazu beigetragen, den guten Ruf der deutschen Qualitätsarbeit im Auslande zu verbreiten, da selbst Länder mit hochwertiger Lackindustrie wie England und Japan Heß-Lacke in großen Mengen importieren.“

Die Fabrik, als spezialisiertes Kleinunternehmen, wies nie mehr als 40 Arbeitskräfte auf und lag am Postweg Nummer 49. Nur fünfzehn Hausnummern entfernt, befand sich die Heß-Villa, die bis kurz nach dem Ende der DDR als Klubhaus des Kunstseidenwerks genutzt wurde. Während des Novemberpogroms 1938 wurde der Wohnsitz mit Ziegel- steinen beworfen und die Inneneinrichtung zerstört.

Verfolgung eines bislang staatstreuen Offiziers

Obwohl das Unternehmen wirtschaftlich gut situiert war und auch die Weltwirtschaftskrise am Ende der 1920er Jahre relativ unbeschadet überstanden hatte, begann Manfred Heß bereits im Jahre 1936 Möglichkeiten und Bedingungen einer Auswanderung aus Deutschland zu prüfen. Sofort witterte die Gestapo hier die „Gefahr der Vermö- gensverschleppung jüdischen Eigentums ins Ausland“. Heß hatte in einer anonymen Anzeige in der international beachteten „Farbenzei- tung“ das Unternehmen zum Tausch angeboten. Alle Bestrebungen in diese Richtung wurden von nun an scharf überwacht. Im Sommer 1938 nahmen die Ausreisepläne immer konkretere Gestalt an. Die eigentli- che Ausreise der Familie sollte sich jedoch alles andere als unkompliziert gestalten.
Anfang Oktober 1938 konfiszierte die Polizei bei Heß drei Jagdge- wehre und Munition. Umgehend erhob er bei der Kreishauptmannschaft Beschwerde. Diese wurde als unbegründet und kostenpflichtig abgewiesen. Am 9. November 1938 nahm die Polizei bei Heß eine weitere Beschlagnahmung einer Mauserpistole sowie 25 Schuss Muni- tion mit der Begründung vor,

„(…) daß er nicht auf dem Boden der nationalen Regierung“ stehen würde „(…) und für diese somit eine Gefahr bildet.“

Zusätzlich erhielt er die Aufforderung, auch andere Hiebund Stich- waffen umgehend abzuliefern. Heß übergab daraufhin den Behörden zwei Seitengewehre (Dolche) aus Privatbesitz und weitere 21 Patronen. Außerdem zeigte er gleichzeitig noch den Besitz einiger Jagdgewehre an. Strikt verwahrte er sich allerdings gegen die Behauptung, dass er sich „(...) staatsfeindlich betätigt habe und durch [ihn] eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit zu befürchten sei.“

Empört hielt er in seinem Schreiben fest:

„Sie konfiszieren lediglich, weil ich Jude bin, entschädigungslos meine Eigentumswaffen, mit welchen ich im Kriege für Deutschland und nach dem Kriege im Freikorps Epp gekämpft habe“.

In der Tat hatte Heß über den Ersten Weltkrieg hinaus im Jahr 1919 noch auf Seiten nationalistisch-monarchistischer Verbände an der militärischen Niederschlagung der Bayrischen Räterepublik teilgenom- men. Diese Staatstreue zählte jetzt nicht mehr.

Haft in Buchenwald mit nachfolgender „Arisierung“ des Unternehmens

Am 10. November 1938 wurde Manfred Heß in Haft genommen und über Dresden ins KZ Buchenwald gebracht. Schon am 29. November wurde er wieder entlassen. Im Monat darauf begann er, den Betrieb und das private Anwesen aufzulösen.

Ein Verkauf des Betriebes an die Dresdner Firma Gleitsmann wurde nicht genehmigt. Durch ausdrückliche Förderung des NSDAP-Kreis- wirtschaftsberaters Maienhofer sah sich Heß gezwungen, sein Unter- nehmen an den Wehlener Richard Dreßler zu verkaufen. Ein Gutachten über das betriebliche und private Gesamtvermögen wurde dem Verfahren zugezogen. Der Kaufvertrag selbst ist auf den 23. Januar 1939 datiert. Dreßler „erwarb“ schließlich den Betrieb und das Anwesen für einen Bruchteil des tatsächlichen Werts. Lange erfreuen konnte er sich daran nicht – 1946 wurde er als Nazi und Arisierungsgewinner enteignet. Manfred Heß hatte das Geld nie erhalten.

Auswanderung

Was von der Kaufsumme noch übrig blieb, wurde durch die „Reichs- fluchtsteuer“ und andere Sonderabgaben geschmälert, der Rest musste auf einem Sperrkonto deponiert werden. Für „gebrauchtes Umzugs- gut“, welches vorher penibel genau auf seine Zweitverwendung geprüft wurde, erhielt Manfred Heß ein offizielles Übersiedlungsattest. Aus Pirna hinausgedrängt, legte er einen Zwischenaufenthalt bei seiner Mutter in Dresden ein und forderte noch am 21. Juli 1939 die Heraus- gabe seines privaten Laboratoriums und seiner Bücher. Aber auch dies wurde ihm verwehrt. Das Laboratorium blieb bis 1942 als „in ameri- kanischem Besitz befindlich“ gekennzeichnet versiegelt, woraus sich folgern lässt, dass die Nazis annahmen, Heß wäre in die USA gegangen. Die Familie emigrierte jedoch nach England. Offen bleibt die Frage, wer sich am verbliebenen Eigentum der Familie bereicherte.

Abbildungen: Die Villa und das Fabrikgebäude der Familie Heß Quelle: Privat

Anordnung die Familie Heß zu überwachen, damit diese bei einer eventuellen Auswanderung die sogenannte „Reichsfluchtsteuer“ bezahlt.
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Manfred Heß wird aufgefordert, die Fabrik an den Wehlener Richard Dressler zu verkaufen.
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Familie Gustav Heß um 1913
Quelle: Privat

Max Tabaschnik

Als Dentist in Krippen tätig, eröffnete er im September 1929 eine Praxis, siedelte danach aber ganz nach Pirna in die Weststraße 32, die heutige Siegfried-Rädel-Straße, über.

Max Tabaschnik (1894–1971) stammte aus der Ukraine und kam bereits im Jahr 1910 mit 16 Jahren in das Deutsche Reich. Den Zahn- techniker-Beruf erlernte er in Karlsruhe. Nach zeitweiliger Internierung während des Ersten Weltkrieges wurde er staatenlos und sympathisierte mit der Arbeiter_innenbewegung, ohne Mitglied einer Partei zu werden. Während der Weltwirtschaftskrise behandelte er Arbeitslose gegen geringes Entgelt, gelegentlich auch ganz umsonst und betätigte sich bei den Arbeitersamaritern.

„Schutzhaft“ im frühen KZ Königstein-Halbestadt

Max Tabaschnik war das erste Opfer unter den Jüdinnen und Juden Pirnas. Die große Verhaftungswelle nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 und der Reichstagswahl am 5. März 1933 erfasste ihn, wie viele andere Kommunist_innen und Sozialdemokrat_innen. Nach einer Hausdurchsuchung am 6. März wurde er am Abend des 25. März verhaftet und unschuldig in das Stadtgefängnis (Fronfeste) in der Schmiedestraße gebracht. Kurz darauf wurde er in das von der SA-Standarte 177 Pirna eingerichtete KZ Königstein-Halbestadt verschleppt. Furchtbar gequält, zusammengeschlagen, tagelang ohne Essen und Trinken, bei schwerster Steinbrucharbeit geschunden, am Schlafen gehindert, fortwährend beschimpft und gedemütigt, war schließlich mit seinen Kräften am Ende. Nachdem er in das Kranken- haus nach Pirna eingewiesen wurde, stand er nach seiner Entlassung unter permanenter Polizeikontrolle. Schließlich gelang es seiner Familie und ihm unter Zurücklassung all seines Besitzes bei Rehefeld über die Grenze in die Tschechoslowakei zu entkommen. Über den Rundfunksender Prag berichtete er als einer der ersten Augenzeugen über das, was er durchleiden musste. 1934 erschien in Karlsbad (Karlovy Vary) von ihm ein genauer Bericht als Teil einer Schrift über die ersten Konzentrationslager in Deutschland.

Im Zweiten Weltkrieg

Familie Tabaschnik emigrierte nach England, wo sie bei Kriegsaus- bruch als verdächtige Deutsche interniert und nach Indien verbracht wurde.

Sohn Werner, geboren 1923, wurde Angehöriger der britischen Armee und in Indien stationiert. Dort kämpfte er ab 1942 in Burma gegen die japanischen Invasoren. Am Ende des Kriegs war er im Rang eines Majors aufgestiegen. Im Februar 1946 folgte seine Versetzung nach England, bald darauf sein Einsatz im besetzten Deutschland. Hier arbeitete er als Mitglied eines Gerichts zur Aburteilung von Kriegsverbrechern und kurzzeitig auch als Kommandant eines Lagers für gefangene SS-Offiziere.

Die längste Dienstzeit versah er als Verbindungsmann zwischen engli- schen und amerikanischen Dienststellen in Augsburg und Dachau. In Augsburg ließ sich zunächst auch Max Tabaschnik nieder. Als sein Sohn Ende 1947 aus der britischen Armee entlassen wurde, bemühten sich beide um Übersiedlung in die sowjetische Besatzungszone. Dies gelang ihnen auch nach einigen Schwierigkeiten.

Rückkehr nach Pirna

Im März 1948 waren beide nach 15 Jahren wieder in Pirna. Beide wurden Mitglieder der SED, Max fand rasch Kontakt zu früheren Freund_ innen und Patient_innen. In der Maxim-Gorki-Straße bezog er eine Wohnung und richtete sich seine Praxis ein. Nach Teilnahme an mehreren Fortbildungskursen erreichte er seine Anerkennung als Zahnarzt, denn der Beruf des Dentisten wurde 1949 in der DDR aufgehoben.

Werner Tabaschnik versuchte indessen seinen Platz als freiberufli- cher Schriftsteller zu finden. In den Nachkriegswirren erwies sich dies als äußerst unsichere Perspektive. Eine Anstellung fand er schließlich als hauptamtlicher Kreissekretär des Verbandes Verfolgte vom Naziregime (VVN) in Pirna.

Max Tabaschnik und dessen Sohn suchten sich somit bewusst die sowjetischen Zone und die spätere DDR als politische Wahlheimat aus. Nach den Menschheitsverbrechen des Faschismus und dem Zweiten Weltkrieg versuchten sie als überzeugte Antifaschisten im sozialistischen Teil Deutschlands einen Neuanfang.

Zum Bruch sollte es bereits drei Jahre nach Staatsgründung kommen. Im Kontext der stalinistischen Politik mit ihren paranoid-antizionistischen sowie antiwestlichen Maßnahmen, setzten auch in der DDR Untersuchungen und Parteiüberprüfungen ein, die sich besonders gegen zurückgekehrte Emigrant_innen aus dem westlichen Exil richtete. In speziellen „Spionageverdacht“ geriet Werner Tabaschnik, da er als ehemaliger britischer Offizier, der während seiner Tätigkeit als Mitglied von Organen zur Aufdeckung und Aburteilung von Kriegsverbrechen, auch Kontakte mit amerikanischen und britischen Geheimdiensten haben musste. Nach ersten, ihm abverlangten Stellungnahmen und Erklärungen verließ Werner Tabaschnik die DDR.

Max Tabaschnik verlor bald nach seiner Rückkehr seine krank gewor- dene Frau. Ende 1950 heiratete er ein zweites Mal. Zwei Söhne stamm- ten aus dieser Ehe. Bis 1964 lebte und arbeitete er noch in Pirna und wurde 1963 als „Sanitätsrat“ geehrt. Von Patient_innen als guter Zahnarzt geschätzt, erfuhr er zuweilen ihn sehr verletzende herablassendnachsichtige Behandlung mancher diplomierter Berufskolleg_innen. Mit seiner weltoffenen Sicht geriet er zunehmend in politischen Widerspruch mit der immer starrer und dogmatisch werdenden Politik der SED-Führung. Schließlich zog er seine Konsequenzen und verließ die Partei, für die er sich einmal aus sozialem Empfinden heraus entschieden hatte. Im Jahr 1971 verstarb er.

Abbildungen:
Blick auf das ehemalige Konzentrationslager Königstein-Halbestadt
Quelle: Archiv AKuBiZ

Bescheid an Wilhelmine Tabaschnik, dass ihr Mann nicht aus der Haft entlassen wird.
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Konzentrationslager Königstein-Halbestadt Aufseher der SA-Standarte 177 und Häftlinge am Steinbruch
Quelle: Stadtarchiv Pirna

Max Tabaschnik Ende der 50er Jahre am Schreibtisch
Quelle: Privat

Ein fast vergessener Schriftsteller – Max Zimmering

In vielen seiner späteren Werke verarbeitete er die Zeit des Natio- nalsozialismus: Verbrechen aber auch Widerstand. Damit zählten seine Bücher zur wichtigen Nachkriegsliteratur im Kinderund Jugendbe- reich. Doch kaum jemand weiß noch, dass Max Zimmering am 16. November 1909 in Pirna geboren wurde. Er war der Sohn von Adolf und Cilly Zimmering, die 1908 aus Bautzen nach Pirna kamen und ursprünglich aus Galizien stammten. Adolf Zimmering war Uhrmacher und betrieb ein Reparaturgeschäft auf der Langen Straße 10. Die Familie selbst wohnte nur wenige Häuser weiter in der Nummer 16.

Max hatte einen älteren Bruder namens Siegfried und jüngeren namens Josef. Nachdem der Vater zum Kriegsdienst eingezogen wurde, musste die Familie Zimmering aus Pirna zu Verwandten nach Dresden ziehen und ihr Uhrengeschäft aufgeben. Damit verbrachten sie nur insgesamt 7 Jahre in Pirna. Die Familie gehörte zu den wenigen, die nachweislich die sächsische Staatsbürgerschaft erwarben. Neben ihnen betraf dies auch die Familien Cohn, Heß und Kaminsky.

Politisch aktiv

Max engagierte sich von frühster Jugend an politisch und schrieb zahlreiche Texte. Er war ab 1919 Mitglied der jüdischen Jugendbewegung (Wanderbund Blau-Weiß, Pfadfinderbund Kadimah). Neun Jahre später wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands und der Gewerkschaft. Er veröffentlichte Gedichte und Prosa als Arbeiterkorrespondent für die „AIZ“ und die Zeitung „Linkskurve“. Nach seiner Jugendzeit trat er in die KPD ein und begann kurz darauf eine Lehre in Dresden als Schaufensterdekorateur bei der Firma Tietz. Es entstanden die Werke „Brand im Warenhaus“ und „Der Aufstieg des Verkäufers Gottlieb Ziegenfuß“, die später der Bücherverbrennung zum Opfer fielen.

Emigration und Aufklärung

Der Sieg der NSDAP im März 1933 veranlassten ihn zu emigrieren. Damit begann für Max Zimmering eine Odysee von Paris über Palästina nach Prag und weiter nach England, von wo er 1940 auf dem Schiff „Dunera“ nach Australien gelangte. Dort landete er in einem Flücht- lingslager in der Umgebung von Tatura im Nordosten von Victoria. Seine Erfahrungen lassen ihn 1941 nach England zurückkehren. Zunächst folgten 3 Monate Internierung auf der Isle of Man, aus der er Dank der Bemühungen des P.E.N. und fortschrittlicher Parlamentsabgeordneter im November 1941 entlassen wurde. In England war er Redakteur bei der in London erscheinenden Monatszeitschrift „Freie deutsche Kultur“ und schrieb auch für andere antifaschistische Zeitschriften. Doch er hinterließ bereits vorher viele Werke, die sich mit den Ereignissen auseinandersetzten. Zum Beispiel das Gedicht „Buch in Flammen“

Sie kamen in braunen Monturen
mit Rowdy-Manieren und dreist.
Sie grölten und fluchten und schwuren
Rache dem deutschen Geist.
Sie rissen mit rohen Händen
und einem räudigen Fluch
herab von den wehrlosen Wänden
das ihnen verhaßte Buch.
Und all das Zusammengeraffte,
ob Marx, ob Goethe, ob Kant,
ward, während die Horde lachte,
besudelt, zerrissen, verbrannt.
So fanden die Dichter und Denker
den ihnen „gebührenden“ Lohn
durch die braunen Richter und Henker
der glorreichsten Inquisition.

(1938 – Auszug)

Der Weg zurück

Über Umwege gelangte er nach Kriegsende 1946 über Prag und DěčÍn schließlich wieder nach Pirna und beteiligte sich an Textentwürfen für die geplanten Gedenktafeln in der neuen Synagoge der Jüdischen Gemeinde Dresden zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Leistungen von Max Zimmering waren lange anerkannt und mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Nationalpreis der DDR. Er ist Ehrenbürger der Stadt Pirna. Zwei Schulen, auf der Kurparkstraße am Weißen Hirsch in Dresden und dem Pirnaer Sonnenstein, trugen seinen Namen. Er starb am 15. September 1973 in Dresden und ist auf dem Heidefriedhof beerdigt, seine Eltern auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in Dresden. Max Zimmering hinterlässt eine Reihe Romane, die sich mit dem Widerstand in der Region beschäftigen z. B. „Li und die Roten Bergsteiger“ oder „Die Jagd nach dem Stiefel“.

Bei Letzterem wurde das Originalmanuskript durch den Schrift- steller Fritz Sparschuh 1932 vor den Nazis nach Prag gerettet. Dort erschien es zunächst in Tschechisch. Max Zimmering musste es an Hand einer Rückübersetzung des einzigen Buchexemplars, das ihn auf seiner gesamten „unfreiwilligen Weltreise“ auch einer seiner Buchtitel begleitete, nach seiner Rückkehr erneut für seine deutschen Leser_innen schreiben.

Quellen:
www.geschichte-pirna.de
www.juden-in-mittelsachsen.de
www.zimmering.de

Abbildungen:
Religionsunterricht 1916–1918, vorn v. l. Bruder Fred (2.), Max Zimmering (4.)
Quelle: Guliko Zimmering, Zwischen Anfang und Ende Foto: Kinderbuchverlag Berlin

Max Zimmering, Schulanfang, 1916
Quelle: Guliko Zimmering, Zwischen Anfang und Ende
Foto: Familie Zimmering

Buchtitel, Max Zimmering, Li und die roten Bergsteiger
Illustration: Kurt Klamann

Emigration, London 1942, v. l. Josef Zimmering, Zora Weil, Max Zimmering
Quelle: Guliko Zimmering, Zwischen Anfang und Ende
Foto: Familie Zimmering

Familie Scooler

Die jüdische Familie Schulherr wanderte Anfang des 19. Jahrhun- derts aus Bayern in die USA aus und änderte ihren Namen in Scooler. Sydney Scooler wurde 1866 in New Orleans geboren, kam später über Nizza nach Deutschland und übernahm die Porschendorfer Papierfa- brik von seinem Stiefvater Louis Fürstenheim. Er heiratete 1899 seine Frau Rose (*1882). 1901 wurde ihr erster Sohn Werner, 1909 ihr zweiter Sohn Walter geboren. Beide Söhne besuchten das Realgymnasium in Pirna.

Während Werner Scooler Ingenieur wurde, studierte Walter Scooler zunächst in Grenoble, dann in Wien, Rechtswissenschaft und Volks- wirtschaft, absolvierte eine dreijährige Ausbildung in Papiergroßhandlungen in Berlin und London, bevor er ab 1931 in Leipzig Jura studierte. 1928 starb Sidney Scooler und die Söhne übernahmen als Erben und Gesellschafter die Firma „Louis Fürstenheim“ in Porschendorf.

Für Walter Scooler bedeutete die Machtübernahme der Nazis das Ende seiner Hochschulzeit. Die Doktorarbeit, die er gerade an der Universität Leipzig schrieb, durfte er nicht mehr beenden. Recha Auerbach, eine Cousine von Mutter Rose Scooler, fand nur einen Ausweg: Selbstmord. Seit Mitte der 1930er Jahren richtete Werner Scooler im Gesindehaus der Firma jeden Sommer für jüdische Schüler*Innen, die in Dresden in armen Verhältnissen lebten, ein Ferienlager ein. Bruno und Irene Gimpel kümmerten sich um die Betreuung der Kinder, sodass diese eine Auszeit vom Alltag bekommen konnten. Im Juni 1938 musste das Ferienlager nach antisemitischen Anfeindungen der Hitlerjugend geräumt werden. Werner Scooler nutzte seine Position auch um in Not geratene Jüd*Innen durch eine Anstellung in der Papierfabrik finanziell zu unterstützen so etwa Ernst Noack und Fritz Goldstein.

1938 verschlechterte sich die Lage der Familie deutlich. Im Juni 1938 nahm das Finanzamt in Pirna das Vermögen der wohlhabenden Fami- lie in Sicherungsverwahrung. Im November wurde die Firma enteignet und an Friedrich Carl Rung weit unter Wert zwangsverkauft. Nach dem Verlust der Firma zog die Familie nach Dresden und versuchte auszu- wandern. In der folgenden Zeit trennten sich ihre Lebenswege.

Werner Sooler – Von der gescheiterten Ausreise bis zur Ermordung

Werner Scooler heiratete im Oktober 1936 Liesel Schwab in der Syna- goge in Dresden. Sie war Wohlfahrtspflegerin und arbeitete als Landespflegerin im Sächsischen Israelitischen Gemeindeverband in Dresden. 1937 wurde ihr Sohn Dan geboren.

Werner Scooler hatte bereits 1935 begonnen, sich nach Auswande- rungsmöglichkeiten umzusehen. Aber erst 1938 begann Werner Scooler konkrete Vorbereitungen für eine Auswanderung zu unternehmen. Werner und Walter Scooler ließen sich ihre Lebensversicherungen auszahlen und lösten ihre Wertpapierbestände auf, um das Geld bei der geplanten Auswanderung transferieren zu können. Auswanderungsziele wie Peru und Australien scheiterten. Werner Scooler wollte dann mit seiner Frau Liesel und seinem Sohn Dan ins britische Mandatsgebiet Palästina. Die Verhandlungen und Vorbereitungen waren langwierig; Werner Scooler wollte möglichst viel vom Familienbesitz retten und mitnehmen.

Die Vorbereitungen zur Auswanderung nach Palästina liefen zunächst gut an. So tauschte Werner Scooler Reichsmark in englische Pfund und schloss mit dem Palästina-Amt einen Vertrag zur landwirtschaftli- chen Niederlassung in Palästina ab. Damit verbunden war die Zahlung eines sogenannten Vorzeigegeldes, das Werner Scooler sofort über- wies. Einen Monat nach Vertragsabschluss wurden Werner Scooler und seine Familie für die Auswanderung angenommen. Es wurde eine Erste-Klasse-Kabine auf dem Schiff „Marco Polo“ für ihn und seine Familie reserviert. Allerdings kam es dann zu Problemen; Zertifikate fehlten und das Vorzeigegeld ist aufgrund eines Fehlers zu spät beim Palästina-Amt eingegangen, weswegen keine Einreisepapiere ausge- stellt wurden. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 war eine Auswanderung fast unmöglich.

Die Auswanderung von Werner, Liesel und Dan Scooler scheiterte – mit katastrophalen Folgen. Denn so musste die Familie in Dresden bleiben, wo sie gezwungen war, im sogenannten Judenhaus Kyff- häuserstraße 15 zu wohnen. Es ist nichts über das Leben der Fami- lie zwischen 1939 und 1941 bekannt. Am 20./21. Januar 1942 wurden Werner, Liesel und Dan Scooler mit etwa 1.000 weiteren Dresdner und Leipziger Jüd*Innen ins Ghetto Riga deportiert.

Durch Zeitzeugenberichte der wenigen Überlebenden ist bekannt, dass die Waggons bei der Deportation trotz eisiger Temperaturen unbe- heizt waren. Es gab keine Verpflegung und kaum zu trinken. Der Pirnaer Jude Esra Jurmann berichtet von der Deportation:

„Ein SS-Mann kommt in einen Wagen und erkundigt sich, ob alles in Ordnung sei. Als Leute meinten, es sei kalt, wollte er sofort wissen, wer das geäußert hätte. Als er keine Antwort erhielt, drohte er, alle im Wagen anwesenden Personen zu erschießen, wenn die Betreffenden sich nicht sofort melden würden. Schließlich meldeten sich zwei, ein Junge von ungefähr 14 Jahren und ein Mann von ungefähr 60 Jahren. Sofort schlägt die SS auf sie ein. Man zwingt die beiden, auf das Wagendach zu klettern, und während der Zug zu fahren anfing, dort hin und her zu laufen. Nach einer Stunde dürfen sie wieder in den Wagen. Dies geschah auf unserer Reise durch Litauen, und draußen herrschten über 30 Grad Kälte.“

Drei Tage nach Beginn der Deportation erreichte der Zug Riga und damit das Ghetto. Im Ghetto von Riga verliert sich die Spur der jungen Familie. Es ist nicht bekannt, wann und unter welchen Umständen Werner, Liesel und Dan Scooler ermordet wurden, 1943 sollen sie noch am Leben gewesen sein.

Abbildungen:
Sidney und Rose Scooler mit ihrem ersten Sohn Werner
Quelle: privat

Bruno Gimpel: Im jüdischen Kinderheim in Porschendorf, Aquarell 1938 Quelle: Max-Samuel-Haus, Rostock Dankesbrief jüdischer Schulkinder, die das Ferienlager der Familie Scooler besuchten.
Quelle: privat

Der Familiensitz, die Villa Rosa, im Vordergrund u. a. Rose Scooler mit Walter
Quelle: privat

Walter und Rose Scooler – Überlebenskampf und Neuanfang

Walter Scooler – Zwangsarbeiter und Überlebenskämpfer

Auch Walter Scooler wollte wie sein älterer Bruder auswandern. Warum die Auswanderung nicht gelang, ist unbekannt. 1940 ging Walter Scooler nach Berlin, wo er zunächst bei seiner Tante und später mit seiner Mutter Rose Scooler zusammenwohnte. In Berlin musste er zunächst in einer Kartonfabrik Zwangsarbeit leisten, später in einer ebenfalls enteigneten Gummifabrik, die vor der Enteignung Julius Fromm gehörte. Ende 1941 gelang es Walter Scooler, sich durch die Hilfe eines Wiener Anwalts eine „arische” Großmutter für 10.000 Reichsmark zu „erkaufen“. Mit Hilfe von Bestechung eines Beamten im Reichssicherheitsamt bekam er eine neue Abstammungsurkunde und galt nun als sogenannter “jüdischer Mischling“. Daraufhin musste Walter Scooler keine Zwangsarbeit mehr leisten. Er fand dann eine Arbeit.

Als die amerikanischen Soldaten endlich in der Normandie gelandet waren, wurde Walter Scooler im Juli 1944 im Rahmen der Organisation Todt als Zwangsarbeiter eingezogen und nach Frankreich geschickt. Es gelang ihm unterzutauchen und unter amerikanischem Schutz zu kommen. Nach der Befreiung Deutschlands 1945 durch die Alliierten kam Walter Scooler ins Displaced Persons Camp in Deggendorf in Bayern, wo er seine Mutter Rose Scooler wiedertraf. In diesem Camp heiratete Walter Scooler 1947 Hanna Pieczonka (*1910), die verschiedene Konzentrationslager überlebt hatte. Beide wollten Deutschland verlassen und stellten Anträge auf Ausreise. Am 25. September 1951 war es so weit: Walter und Hanna Scooler liefen mit dem Schiff „USS General Blatchford“ in New York ein. In St. Paul, Minnesota (USA), fand Walter Scooler eine Anstellung im Postdienst und sie bauten sich ein neues Leben auf. Am 24. Oktober 1991 starb Hanna Scooler, am 05. April 2006 starb Walter Scooler im Alter von 97 Jahren in St. Paul. 2012 starb schließlich auch ihr Sohn Walter S. Scooler.

Rose Scooler – Die dichtende Zeitzeugin

Rose Scooler kam als Rose Guttfeld 1882 im ostpreußischen Ortels- burg (Szczytno im heutigen Polen) zur Welt. Als älteste Tochter eines erfolgreichen Anwalts wuchs sie in einer liberalen, bürgerlichen jüdischen Familie in Berlin auf. Mit 17 Jahren heiratete sie den viel älteren Sidney Scooler und lebte mit ihm und ihren beiden Söhnen Werner und Walter in Porschendorf. 1928 wurde sie Witwe. Ihre Söhne übernahmen die Fabrik ihres Vaters.

1940 zog Rose Scooler mit ihrem Sohn Walter nach Berlin. Über ihr Leben dort ist leider nichts bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass es prekär und von großer Angst und Unsicherheit geprägt war. Am 11. Januar 1944 wurde Rose Scooler in das Konzentrationslager There- sienstadt deportiert. Dort musste sie Zwangsarbeit leisten, indem sie Glimmer für die deutsche Wehrmacht spaltete. Diese Arbeit rettete ihr das Leben, denn wer für diese Arbeit eingeteilt war, wurde nicht auf Transport in ein Vernichtungslager geschickt.

Nach der Befreiung durch die sowjetische Armee im Mai 1945 kam Rose Scooler in das Displaced Person Camp im bayrischen Deggendorf, wo sie ihren Sohn Walter wiedertraf. Sie folgte Walter und seiner Frau Hanna Scooler in die USA, wo sie 1985 im Alter von 103 Jahren in St. Paul, Minnesota, starb.

Von ihrer Nichte Ann Lewis, die nach England emigrierte, wird Rose Scooler als eine sehr ehrwürdige, formelle Frau beschrieben, die es erwartete, nicht mit einer Umarmung, sondern mit einem Knicks begrüßt zu werden. Ann Lewis verbrachte als Kind jeden Sommer in Porschendorf und hatte diese Zeit trotz der vielleicht etwas kühlen Art ihrer Tante in guter Erinnerung. Sibyl Ruth gibt die Erzählungen ihrer Mutter über diese Zeit so wieder:

„All die Geschichten, die meine Mutter liebte über ihre Kindheit zu erzählen, bezogen das große Haus, seine Gärten, ihre Freiheit, um das Dorf zu stromern, ein. Für sie war es ein Ort, wo die Sonne immer schien.“

Rose Scooler schrieb immer Gedichte, auch in Theresienstadt. Darin beschreibt sie Alltag, Enge, Gestank im Lager, aber auch Gefühle wie Angst, Müdigkeit, Hoffnung. Das Besondere dieser Gedichte ist die Mischung aus altmodischer Formgebung und drastischem Inhalt.

Träumerei im Glimmer von Rose Scooler

Noch einmal möchte morgens ich erwachen
Und hören, wie im Zimmer neben mir
Der Wecker leise dich zum Aufstehn mahnet
Und wie du gehst und klappend fällt die Tür.
Ich möchte wieder glätten deine Kissen,
In denen in der Nacht geruht du hast,
Und ordnen können unsre lieben Raüme,
Dass schön du fändest sie zur Abendrast.
Noch einmal möchte ich beim Nachtmahl sitzen
Dir gegenüber an dem Tisch alsdann,
Mich freuend, wenn du lobst, was ich bereitet,
Und plaudernd hören, was du heut getan.
Ich möchte lauschen mit dir unserm Radio,
Das eine ganze Welt ins Zimmer bringt,
Und spüren, wie der Duft von deiner Pfeife,
Das Rascheln deiner Zeitung zu mir dringt.
Noch einmal möchte ich im Auto fliegen
An deiner Seite durch Gebirg und Tal,
Die Märchenwelt vorübergleiten sehen,
Was alles möchte ich wohl noch einmal!
Da fahre ich empor aus meinen Träumen
Ach, dass ich immer noch im Glimmer bin!
Ich höre eine Stimme mahnend sagen:
„Es ist recht wenig in dem Kasten drin.“

Die Tafeln zur Familie Scooler sind im Rahmen des Projekts „Lebensspuren: meine eure.unsere“ unter Mithilfe von Ekenedilichukwu Rita Aninyei, Miriam Knausberg, Katrin Holinski und Kevin Holweg entstanden. Vielen Dank an Sibyl Ruth, der Großnichte von Rose Scooler, und Klaus Wiedey für die Bilder.

Abbildungen:
Mit dem Schiff „USS General Blatchford“ emigrierten Walter und Hanna Scooler 1951 in die USA. Ihr Ziel: St. Paul, Minnesota
Quelle: Arolsen Archives

Rose Scooler 1947 in Deggendorf
Quelle: privat

Walter und Hanna Scooler, Hochzeitsfoto, 1947 Hochzeitsanzeige Walter und Hanna Scooler
Quelle: privat

Walter Scooler gab den Alliierten Auskunft über sein Leben und Schicksal während des Nationalsozialismus.
Quelle: Arolsen Archives

Bonnewitz und der stille Widerstand

Zwischen Herbst 1935 und Sommer 1941 führte der Anthroposoph Martin Kretschmer eine kleine Einrichtung für „seelenpflegebedürftige Kinder“ in Bonnewitz. Die ehemalige Villa des Baron Georg von Rosen- berg trug damals den Namen „Haus Spitzner“. Nur wenige Kilometer von Bonnewitz entfernt, ermordeten die Nazis zur selben Zeit rund 14.000 Menschen. In Bonnewitz fanden einige von ihnen eine Zuflucht. Der Einrichtungsleiter Martin Kretschmer setzte sich damit einer großen Gefahr aus. Im Juni 1941 wurde er verhaftet und ins Polizeigefängnis Dresden gebracht. Von dort kam er ins KZ Sachsenhausen, wo er im Außenlager Klinkerwerk am 19. Februar 1942 starb.

Gerda Bischof eine Geigerin fand Schutz

Neben zahlreichen Menschen, die von den Nazis als „lebensunwert“ betrachtet wurden, finden auch Jüd_innen in Bonnewitz ein Versteck. Eine von ihnen ist die Berlinerin Gerda Bischof. Sie wurde am 20. Dezember 1908 geboren und lebte als Berufsmusikerin in Berlin. Nach 1933 wurde sie als „Halbjüdin“ mit einem Auftrittsverbot belegt.

„Im Haus Spitzner wurde ich Anfang Januar bis August/ September 1941 von Martin Kretschmer aufgenommen, schützend, denn ich hatte Verfolgung und Berufsverbot (als Geigerin und Musiklehrerin) erlitten und er nahm mich auf. Es war der erste Schutz aus Berlin, wo ich lebte, studierte. (...)
Ich denke mit warmen Herzen an das Heim.“

erinnerte sich Gerda Bischof in einem Brief von 1997.

Diejenigen, die sie kannten, erinnern sich an eine mutige Frau. Sie hatte kurz vor dem Eintreffen der Gestapo noch eine Ausgabe des „Kapital“ von Karl Marx verschwinden lassen, damit diese nicht gefunden werden konnte. Nach der Schließung der Einrichtung floh sie weiter nach Bayern, wo sie den Nationalsozialismus überlebte. Sie arbeitete in einer kleinen Privatbank für eine Genossenschaft und ab 1947 als Berufsmusikerin im Münchener Rundfunkorchester auch als Solistin. Gerda Bischof lebte noch lange in der Nähe von München und starb in einem Wohnheim für Senior_innen im oberbayrischen Poing.

Der ehemalige Heimarzt versteckte eine weitere Künstlerin

In der Bonnewitzer Einrichtung war der Dresdener Dr. Kurt Mager- städt für die ärztliche Betreuung der Kinder zuständig. Er war mitverantwortlich, dass die Musikerin Eva Büttner (1886-1969) überleben konnte. Die bekannte Musikkritikerin war Mitglied des Sächsischen Landtages. Als Sozialistin und Jüdin verlor sie ihre Anstellung und geriet in das Visier der Nazis. Mit dem Tod ihres „arischen Mannes“ war sie ab 1943 in großer Gefahr. Dies erkannte auch Dr. Kurt Magerstädt, der mit Ansehen musste, was mit der Bonnewitzer Einrichtung und ihrem Leiter geschehen war. Er versteckte Eva Büttner in Pulsnitz, die so der Deportation entging. Dort lebte sie versteckt für 20 Monate bis zur Befreiung.

Ein jüdischer Junge fand Zuflucht

Und die ehemalige Bonnewitzer Mitarbeiterin Ruth Becker erinnert sich an die Geschichte von Wolfgang Montag. Der Junge wurde von seinen Eltern untergebracht, die fürchteten, dass er als „Halbjude“ gefährdet sei. Sein Vater war bereits nach Amerika geflohen und schaffte es nicht mehr seine Familie hinterher zu holen. Die Mutter wohnte in Heidenau und war in die Rüstungsindustrie gezwungen wurden. Aus Angst übergab sie Wolfgang in die Obhut der Einrichtung und Martin Kretschmers. Was nach der Schließung aus ihm wurde ist leider nicht bekannt. Fakt ist aber, dass die Bonnewitzer Einrichtung über einige Jahre Schutz für Menschen bot, die durch die Nazis verfolgt wurden und darunter waren auch Jüd_innen.

Abbildungen: Das spätere „Haus Spitzner“ in Bonnewitz um 1900
Archiv Heilpädagogik-Bonnewitz

Die Berliner Geigerin Gerda Bischof
Monacensia Literaturarchiv München Der ehemalige Heimarzt Dr. Kurt

Magerstädt, 1957 in Dresden
Archiv Hannes Magerstädt

Wolfgang Montag am Bonnewitzer Bach 1941
Archiv Ruth Piersig Quellen:

Quellen:
Richter, Steffen: Martin Kretschmer -
Gründer der Heilpädagogischen Einrichtung in Bonnewitz; 2012, Pirna

Schindler, Dr. Agata: Dresdener Liste -
Ein Beitrag zur Dresdener Musikgeschichte; 2003, Dresden

Zum Seitenanfang
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.