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AKuBiZ e.V. auf Bildungsreise zu Orten deutscher Verbrechen in Griechenland

Noch nie wurde eine Reisegruppe unseres Vereins schon am Flughafen empfangen. Diesmal allerdings war das anders. Am 09. Oktober warteten 10 freundliche Männer auf unsere Ankunft in Athen. Sie sind Vertreter von Parteien, Mitglieder des Nationalrates und ehemalige Widerstandskämpfer. Unter ihnen ist auch "Damon" Vassiliadis, der in dieser Woche unser Begleiter war. Er ist 72 Jahre - wirkt aber eher wie 60 - und war lange Jahre Reiseleiter. Deshalb spricht er auch ein sehr gutes deutsch. Mit ihm begleitete uns Jannis Mavros, der lange in den USA lebte. Er ist der Sohn des ehemaligen Außenministers Georgios Mavros. Sein Vater war auch einer der 282 GriechInnen, die von der Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wurden.
Mit beiden verbrachten wir die ersten Tage, die uns an die Gedenkstätten in Distomo und Kalavryta führten. In beiden Orten ermordeten deutsche Soldaten während der Besetzung Griechenlands hunderte ZivilistInnen. In Kalavryta ermordete die 117. Jägerdivision unter Karl von Le Suire im Dezember 1943 mehr als 650 Menschen. Weitere 25 Dörfer fielen der Aktion zum Opfer. In Distomo war es die 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division, die im Juni 1944 über 200 Menschen hinrichtete.

Die Pirnaer Reisegruppe legte Kränze nieder und kam mit dem Bürgermeister von Distomo und SchülerInnen ins Gespräch. Immernoch gibt es Unsicherheiten der Menschen vor Ort. Nie bekamen betroffene Familien eine Entschädigung von Deutschland und kaum wurden Prozesse gegen die Täter geführt. Die daraus entstandene Distanz war auch in der Schule zu spüren - verständlicher Weise.

Nach weiteren Besuchen historischer Plätze, wie dem Kloster Osios Loukas und der Stadt Delfi fuhren wir dann nach Athen. Mit Bedauern ließen wir dabei Damons Berghütte zurück, die auf einer Hochebene im Parnassos-Gebirge liegt und für zwei Nächte unsere Herberge war. Ein toller Ort.

Dort trafen wir dann auch ganz offiziell den "Nationalrat für die Entschädigungsforderungen Griechenlands an Deutschland", mit seinem Vertreter Manolis Glezos. Manolis wurde am 09.09.1922 geboren und gehört zu den bekanntesten griechischen Widerstandskämpfern. Im Alter von 19 Jahren erklomm er die Akropolis und riss die Hakenkreuz-Fahne herunter. Mit ihm waren wir auch zur Pressekonferenz eingeladen. Zwei Fernseh-Teams und mehrere Zeitungen waren gekommen, um die Anliegen des Nationalrates zu hören und unseren Verein nach seiner Bildungsreise zu befragen.

Dabei erzählten wir auch die Geschichte des in Sebnitz geborenen Alfred Möbius. Er war nach antifaschistischer Arbeit im Grenzraum zur Tschechoslowakei und der Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg in ein deutsches Strafbattalion versetzt wurden. Aus diesem floh er, gemeinsam mit anderen, als sie in Griechenland stationiert waren. Er schloss sich den Partisanen an und kämpfte einige Monate in der Nähe von Volos. Die Geschichte interessierte die Teilnehmenden. Auch Jannis war begeistert.

Die Forderungen des Nationalrates trugen wir auch noch einmal vor die Deutsche Botschaft. Dort waren rund 40 DemonstratInnen versammelt, die auf Transparenten "Entschädigung aller NS-Opfer" forderten. Dazu zählt auch die Rückgabe gestohlener Kunstschätze während der deutschen Besatzung und die Rückzahlung der Zwangsanleihen.

In den Athen-Tagen besuchten wir weitere Plätze deutscher Verbrechen und trafen Bürgermeister, ZeitzeugInnen sowie den griechischen Parlamentspräsidenten Philippos Petsalnikos. Auch gab es Treffen mit Vertretern verschiedener Parteien - der PASOK, der KKE und der Syriza. Einen tollen Abend verbrachten wir mit den Mitgliedern letzterer Partei. Die Syriza ist aber eigentlich ein Zusammenschluss verschiedener linker Parteien, die mit 4,6 Prozent ins Parlament eingezogen sind und nun 13 Abgeordnete haben.

Die ganze Reise war ein wirklicher Erfahrungsaustausch. Wir lernten viel Neues kennen und waren oft in Gesprächen mit Menschen vor Ort. An die Freundlichkeit, mit der wir fast immer empfangen wurden, denken wir sicher immer gern zurück. Hier sei auch noch der Bürgermeister von Nikia (Kokkinia) erwähnt, der uns zum Essen einlud und mit uns sang. Einer der schönsten Abende...


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