In Pirna wurden am 11. Mai zwei weitere Stolpersteine aus dem Projekt des Künstlers Gunter Demnig verlegt. Sie erinnern an Menschen, die zur Zeit des Dritten Reiches wegen ihrer jüdischen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Einsatzes für andere von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Initiiert wurde die Aktion vom Begegnungszentrum Pirna sowie von uns.
Der erste der beiden neuen Stolpersteine wurde unter der Anwesenheit von rund 50 Gästen an der Niederen Burgstraße 6 verlegt. Er ist dem früheren Bewohner Karl Emil Heinrich gewidmet, welcher aufgrund seiner sexuellen Orientierung verurteilt, verschleppt und ermordet wurde.
Heinrich wurde von den Nazis zu 15 Monaten Zuchthaus und zu drei Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nach § 175 StGB verurteilt. Dieser Paragraf stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Zur Strafverbüßung transportierte man ihn am 20. Oktober 1939 in das Zuchthaus Celle. Laut seiner Häftlingskarte "entließ" man ihn zu seinem Strafende am 22. September 1940 angeblich nach Hannover. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass man ihn in die Freiheit entließ. Vielmehr ist er zwar aus dem Bereich der Justiz "entlassen", aber wahrscheinlich der Polizei Hannover übergeben worden, denn etwa im Februar 1941 überführte die Polizei ihn in das KZ Sachsenhausen, wo er die Häftlingsnummer 35.701 erhielt. Emil Heinrich verstarb am 11. April 1941 im KZ Sachsenhausen im Alter von 49 Jahren.
Der zweite Stolperstein vor dem sogenannten „Haus Spitzner“ an der Martin-Kretschmer-Straße 3 in Bonnewitz verlegt. Über 80 Teilnehmende waren zur Veranstaltung in den Pirnaer Ortsteil gekommen.
Im März und April 1945 wurden die Außenlager des KZ Flossenbürg in der Sächsischen Schweiz geräumt und die Inhaftierten auf Todesmärsche geschickt. Nicht nur auf diesen menschenunwürdigen Transporten, auch in den Lagern selbst, wurden zahlreiche Gefangene ermordet. Am 22. April 2019 fand deshalb eine Veranstaltung in Erinnerung an das KZ Porschdorf bei Bad Schandau statt.
Dazu eingeladen hatte unser Verein in Kooperation mit Arbeit und Leben. Die 40 Teilnehmenden wanderten vom Haltepunkt Porschdorf auf einem etwa 6 Kilometer langen Weg, der von 130 Höhenmeter im Polenztal auf 350 Höhenmeter auf der Burg Hohnstein anstieg. Am ehemaligen Lagergelände und einem der Plätze der Zwangsarbeit wurden kurze Informationen vorgetragen. Außerdem konnten die Teilnehmenden unser Informationsblatt mitnehmen.
Auf der Burg Hohnstein fand dann die Lesung zum Buch „Reise mit meinem Freund“ statt. Auch der Verleger Hans Jacobs war in die Sächsische Schweiz gekommen und berichtete, warum insbesondere dieses Buch eine Herzensangelegenheit für ihn ist. Gelesen wurde das Buch von Dr. Petra Schickert vom Kulturbüro Sachsen, musikalisch umrahmt vom Pirnaer Laienchor PirMoll.
Mehr Informationen zum Außenlager "Schwalbe III" findet ihr auf der Webseite gedenkplaetze.info
„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ David Ben-Gurion
Für einige Tage befanden wir uns vom 30. März - 06. April auf dem Fachkräfteaustausch „Living Diversity“ in Israel. Mit uns waren weitere Engagierte der Sozialen Arbeit aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Veranstaltet wurde die Fahrt durch die djo-Deutsche Jugend in Europa Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. und ihren Partner*innen des Jugendzentrums in Tuba Zangaria.
Die beiden ersten Tage verbrachten wir in Tel Aviv. Die alte Hafenstadt ist nicht nur heimliche Hauptstadt, sondern auch das weltweit größte Zentrum von Gebäuden im Bauhaus-Stil. Nach dem Einführungsvortrag zur Geschichte des Staates Israel und wichtigen Informationen zum heutigen Leben bekamen wir eine Stadtführung. Über die moderne Stadt Tel Aviv gelangten wir zum Strand und von da ins über 3000 Jahre alte Jaffa. Auf dem Weg dahin, hielten wir auch an einem kleinen Denkmal in Strandnähe. Dort verübte am 1. Juni 2001 ein junger Palästinenser vor einer Diskothek einen Sprengstoffanschlag. Bei diesem Selbstmordattentat starben 21 Menschen, ihre Namen sind auf dem Gedenkstein zu lesen. Den letzten kurzen Stopp, nach rund 14 Kilometer Stadttour, machten wir an der Independence Hall. Hier verlas David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung Israels. Darin hieß es unter anderem: „Der Staat Israel wird der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offenstehen. Er wird sich der Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner widmen. Er wird auf Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden im Sinne der Visionen der Propheten Israels gestützt sein. Er wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht, soziale und politische Gleichberechtigung verbürgen. Er wird Glaubens- und Gewissensfreiheit, Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur gewährleisten, die Heiligen Stätten unter seinen Schutz nehmen und den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen treu bleiben.“
Weiterlesen: Erfahrungsbericht: Fachkräfteaustausch „Living Diversity“ in Israel