Aus dem Gedenkstättenrundbrief 208 (12/2022):
In elf Themenmodulen erzählt die Ausstellung die Geschichte der frühen Konzentrationslager von den Voraussetzungen in der Weimarer Republik bis zur Auflösung der Lager. Sie zeigt, wie vielfältig Zuständigkeiten, Tätergruppen und Örtlichkeiten waren, und veranschaulicht, worin sich Häftlingsgruppen und Haftalltag ähnelten beziehungsweise unterschieden. Biografien von Verfolgten, Lagerkommandanten und Wachleuten illustrieren die enge Verbindung der Lager untereinander und öffnen die Perspektive auf die Weiterentwicklung des KZ-Systems ab 1936. Ein eigenes Modul widmet sich dem Erinnern und Gedenken nach 1945 im Ost-West-Vergleich.
Die Ausstellung veranschaulicht, mit welcher Brutalität und Geschwindigkeit die erste deutsche Demokratie mit dem zentralen Terrorinstrument der »Schutzhaft« ausgehebelt wurde. Sie erklärt zugleich, wie die frühen Konzentrationslager in all ihrer Heterogenität zu den wichtigsten Instrumentarien für die Machtetablierung der Nationalsozialisten wurden. Zudem wird deutlich, dass viele Charakteristika der »späten« Konzentrationslager (ab 1936) in ihren Ursprüngen bereits in diesen frühen Konzentrationslagern angelegt waren. So wurden beispielsweise bereits in einigen frühen Lagern Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt. Darüber hinaus nahmen viele SS-Karrieren von Kommandanten und Wachleuten in den frühen Konzentrationslagern ihren Anfang, sodass hier Verbindungslinien bis in die späteren Vernichtungslager nachzuzeichnen sind.