Die Fahrt begann am 4. Juni mit einem Zwischenstopp in Ansbach, wo wir durch Herrn Biernoth eine Stadtführung zur jüdischen Geschichte Ansbachs bekamen. Dabei ging es auch um die Verlegung von Stolpersteinen in der Stadt. In der ehemaligen Synagoge der Stadt sahen wir, dass ein jüdischer Mann aus der Region im Rahmen der Aktion T4 auf dem Pirnaer Sonnenstein ermordet wurde. Am folgenden Tag reisten wir dann nach Radolfzell und unternahmen eine Stadtführung zu den Verbrechen der Schutzstaffel (SS). Die Initiative für ein Offenes Gedenken zeigte uns dabei verschiedene Orte, wie die ehemalige Kaserne mit dem Außenlager des KZ Dachau und den Schießstand, der von KZ-Häftlingen gebaut werden musste.
Am 6. Juni konnte wir dann an einem Stadtrundgang zu jüdischem Leben in Bad Buchau und der Gedenkstätte Grafeneck teilnehmen. Wie der Pirnaer Sonnenstein gehörte Grafeneck zu den großen Stätten der Euthanasie-Verbrechen. In nur einem Jahr ermordeten die Nazis hier bis Dezember 1940 fast 11.000 Kinder, Frauen und Männer.
„Nirgends kann Geschichte besser erfahren und Erinnerung an sie bewahrt werden als an den Örtlichkeiten ihres Geschehens. Authentische Orte, die in der Zeit des Nationalsozialismus eine bedeutende Rolle gespielt haben, gibt es etliche in Sachsen. Doch sind nicht alle diese Orte auch als solche gekennzeichnet und geraten aus diesem Grunde mancherorts in Vergessenheit.“ schreibt Carina Baganz in ihrem Buch „Erziehung zur Volksgemeinschaft“. Damit dies nicht geschieht bieten wir seit fast 9 Jahren Wanderseminare an, in denen wir uns mit der regionalen Geschichte im Nationalsozialismus beschäftigen.
Bereits am 16. April waren Schüler*innen des Christlichen Gymnasiums „Johanneum“ zu Gast. Mit ihnen wanderten wir vom Hockstein durch die Wolfsschlucht und den Schindergraben zur Burg Hohnstein. Dort befand sich von März 1933 bis August 1934 eines der ersten Konzentrationslager im Deutschen Reich. Die vormalige Ausstellung wurde 1995 entfernt, genauso wie einige andere Gedenkzeichen. Die derzeitige „Ausstellung“ verdient diesen Namen nicht wirklich. Informationen zum Frühen Konzentrationslager, die man heute erfolglos sucht, besprachen wir dann mit der Gruppe. Über Gautschgrotte, Diebskeller und Neuweg führte unser Weg zurück in das Polenztal.
Weiterlesen: Rückblick: Wanderseminare und geschichtspolitische Tagung an der EHS
Anne nahm für die AG Asylsuchende und unseren Verein an einem Fachkräfteaustausch in den USA teil. Wir haben Anne dazu befragt:
Anne, wie kam es zu dieser, doch sehr weiten Reise und dem Fachkräfteaustausch?
Die Idee des Welcoming Communities Transatlantic Exchange ist entstanden aus einer Initiative von Cultural Vistas in Zusammenarbeit mit Welcoming America und der Heinrich Böll Stiftung North America. Hinter dem Austausch steckt das Ziel, Integrationspraktiker*innen aus Deutschland und den USA zusammen zu bringen, um die besten Ansätze und Praktiken zu teilen, was die Eingliederung von Migrant*innen in ihre jeweiligen Gemeinden anbelangt. Über drei Jahre hinweg werden amerikanische und deutsche Gruppen sich gegenseitig in ihren Ländern besuchen; der Fokus liegt hierbei auf Gemeinden, die mit einem signifikanten und unerwarteten Zuwachs an Geflüchteten konfrontiert wurden oder die einzigartige und erfolgreiche Ansätze für die Integration geliefert haben.
Borna, 04.05.2016: Letzte Nacht griffen Unbekannte die Vereinsräume von Bon Courage e.V. in Borna an und versuchten diese mittels einer übel riechenden Flüssigkeit unnutzbar zu machen. Aufgrund des jahrelangen sozialen Engagements des Vereins bei der Unterstützung von Geflüchteten, kann kein Zweifel über die Motivation des Anschlags bestehen. Dieser reiht sich vielmehr in eine weiter steigende Anzahl von rechtsmotivierten und rassistischen Angriffen ein, die bereits im letzten Jahr im Landkreis um 180% gegenüber 2014 angestiegen ist. „Der konkrete Anschlag ist deshalb vielleicht weniger das Schockierende; das Schockierende ist vielmehr die Normalität, in welcher derartige Angriffe stattfinden.", so Sandra Münch, die sich seit 10 Jahren im Verein engagiert.
Man kann nicht umhin das gesellschaftliche Umfeld zu betrachten, in dem dieser und weitere Angriffe stattgefunden haben: Noch am Wochenende stellte die AfD ein Parteiprogramm auf, dass vor allem auf der Ausgrenzung und Diskriminierung von Geflüchteten basiert.
Im Herbst 2001 legten wir, gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus Pirna und der Region, den Grundstein zur Gründung des heutigen
Vereins. Wir wollten eine Alternative zu bestehenden rechten Strukturen schaffen und so ein Zeichen für Mitmenschlichkeit und Solidarität setzen. In den ersten Jahren lag der Schwerpunkt auf der Suche nach eigenen Vereinsräumen. Später änderte sich die Ausrichtung des AKuBiZ und im Fokus standen Vorträge zur rechten Szene in der Region. Die Ziele sind aber bis heute der Einsatz für Gerechtigkeit und Diskriminierungsfreiheit.
Wir alle organisieren ehrenamtlich Projekte zur Erinnerungsarbeit, Bildungsveranstaltungen und antirassistische Kulturevents. Für die Arbeit wurden wir schon mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem taz-Panterpreis, dem Toleranzpreis der SG Dynamo Dresden, dem Regine-Hildebrandt-Preis oder dem Bundespreis Botschafter der Toleranz.
Melde dich an zur antifaschistischen Bildungsreise an den Bodensee
Seit vielen Jahren organisieren wir Bildungsreisen zur Geschichte von Nationalsozialismus und Faschismus. Neben Spanien, Slowenien oder Frankreich führten uns diese Reisen auch nach Italien. Im letzten Jahr nahmen wird dort an den Befreiungsfeiern in Reggio Emilia statt. Dieses Jahr wird uns unsere Bildungsafhrt in die Bodensee-Region führen.
Mit diesen Fahrten soll zum einen das Ziel verfolgt werden, Wissen zu erhalten, zum anderen soll auch die Vernetzung der antifaschistischen Akteur*innen befördert werden.
Die Fahrt beginnt am 4. Juni 2016, die Rückfahrt wird am 11. Juni 2016 in Pirna sein. Auf dieser historischen Reise wird es mehrere Stationen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten geben.
Mehr Informationen zur Fahrt findest du hier >>>