Die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano und die VVN-BdA organisierten vor einigen Wochen eine Kampagne zum #TagDerBefreiung. Dabei wurden Unterstützer*innen gebeten, Blumen an Gedenkorten niederzulegen und diese über soziale Netzwerke zu präsentieren. Ziel dieser vielen Einzelaktionen sollte sein, der Forderung, den 8.Mai zum Feiertag für die Befreiung vom Nationalsozialismus zu erklären und auf die gleichlautende Petition auf change.org aufmerksam zu machen.
Wir hatten uns entschieden, diese Aktion zu unterstützen und jeden mindestens ein Foto von einem Gedenkort zu veröffentlichen. In den zwei Wochen besuchten wir Plätze in Pirna, Heidenau, Porschdorf, Königstein, Halbestadt, Senftenberg, Freital, Dresden, Porschendorf, Wehlen, Lohmen, Struppen, Bonnewitz, Copitz, Mockethal, Hohnstein, Wünschendorf und Altenberg.
Wir unterstützen damit die Forderung, dass der 8. Mai ein Feiertag werden muss! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten.
Auf unserem Twitter-Account haben wir außerdem unter #75pirna Informationen veröffentlicht, wie die letzten Tage vor der Befreiung in der Region symbolisieren.
Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Leser*innenbrief zum Artikel "15 Minuten, die Pirna erschütterten" von Thomas Möckel, erschienen am 18.April 2020 in der Lokalausgabe Pirna der Sächsischen Zeitung:
Für uns als Historiker ist es unerklärlich, wie es in dem Artikel zur Bombardierung Pirnas und der Ausstellung "Kriegskinder" geschafft wird, nicht einmal den Nationalsozialismus zu erwähnen. Zwar wird noch erläutert, dass alliierte Verbände Pirna aus strategischen Gründen angriffen, aber es fällt kein Wort zum nationalsozialistischen Deutschland, welches den Krieg vom Zaun brach, kein Wort zur systematischen Ermordung der Juden Europas und kein Wort zu den Krankenmorden der Aktion T4, der allein in Pirna 13.720 Menschen zum Opfer gefallen sind. Trauriger Höhepunkt des Artikels ist die Äußerung über die - trotz Krieges - vorhandene Kindheitsidylle. Vollkommen geschichtsvergessen betrachtet man einzig die Situation der deutschen "Volksgemeinschaft", die diese "Idylle" nur aufgrund der systematischen Ausbeutung der besetzten Gebiete und massenhaften Zwangsarbeit auch in und um Pirna aufrecht erhalten konnte. Aber wo war diese "Idylle" für die 160 Kinder, die am 27. September 1940 aus dem "Katharinenhof" in Großhennersdorf abtransportiert und auf dem Sonnenstein vergast und verbrannt wurden? Wo war diese "Idylle" für jüdische Kinder wie Esra Jurmann, der aufgrund des Novemberpogroms 1938 aus der Schule geworfen sowie im Januar 1942 nach Riga deportiert wurde und im Holocaust 27 Verwandte verlor? Oder wo war die "Idylle" für Dan Scooler, der im Alter von nicht einmal fünf Jahren ebenso nach Riga deportiert wurde und die Shoah nicht überlebte? Das kann offensichtlich schon mal vergessen werden, wenn der Krieg den Aggressor trifft und es um "eine der schwärzesten Viertelstunden in Pirnas Geschichte" geht.
Die hier nur angedeutete Problematik zeigt auch das konzeptionelle Problem von Ausstellungen auf, welche sich hauptsächlich mit Augenzeugen brüsten. Erinnerungen allein, können ohne kritische Einordung keine sinnvolle Ausstellung konstituieren. Diese fehlende kritische Distanz ist auch Herrn Möckel vorzuwerfen.
Mit freundlichen Grüßen
Kevin Holweg, Maximilian Gasch, Richard Stoenescu
Update 17.03.2020: Auf Grund der Allgemeinverfügung des Landkreises Sächsische Schweiz/Osterzgebirge muss diese Gedenkfahrt leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Wir informieren euch, sobald wir neuere Informationen hierzu haben.
Im heutigen Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge bestanden drei Außenlager des KZ Flossenbürg und an der Stadtgrenze zu Dresden noch das Außenlager in Dresden-Zschachwitz. Die Häftlinge dieser Lager mussten für verschiedene deutsche Unternehmen Zwangsarbeit leisten und wurden mit dem Heranrücken der Roten Armee auf Todesmärsche geschickt.
Daran möchten wir mit Euch gemeinsam und dem LaienChor PIR-Moll an den vier Standorten der Außenlager erinnern. Für unsere Gedenkfahrt zu den ehemaligen Lagerstandorten haben wir für den ganzen Tag einen Bus gemietet.
Wir treffen uns um 9.45 Uhr in Dresden-Zschachwitz am Gedenkstein für das Außenlager in der MIAG und beginnen um 10 Uhr mit einer kleinen Gedenkveranstaltung. Das Lager Dresden-Zschachwitz bestand seit dem 13. Oktober 1944 und war mit mehr als 1.000 Häftlingen (auch Kindern und Jugendlichen) aus mehreren europäischen Ländern belegt. → Todesmärsche: Am 14. April sollten 200 Häftlinge per Bahn nach Leitmeritz verlagert werden. Sie machten eine Irrfahrt durch das Osterzgebirge und Nordböhmen, konnten schließlich aber bei Kralupy und Roztoki u Prahy nordwestlich von Prag fliehen. Einige verstarben, Anderen half die tschechische Bevölkerung zu überleben. Anfang Mai wurden sie befreit. Die letzten Häftlinge beseitigten am 26. April die Spuren des Lagers. Stacheldrahtzaun und Wachtürme wurden abgerissen, die KZ-Kleidung und belastende Akten verbrannt. Die Häftlinge mussten einen Todesmarsch antreten, der noch viele Opfer forderte. Ein Kapo soll unterwegs einen gehunfähigen alten Mann mit dem Spaten erschlagen haben. Nach vier Tagesmärschen erreichten sie Leitmeritz, wo sie im Mai 1945 befreit wurden.
Weiterlesen: Abgesagt: Gedenkfahrt zu den Flossenbürger KZ-Außenlagern im Lkr. Sächsische Schweiz
Am 03.03.2020 soll in der Pirnaer Kleinkunstbühne eine Veranstaltung der AfD mit dem Titel "Wer rettet Europa - Der Weg aus der Krise" stattfinden. Wir als AKuBiZ halten das für problematisch und protestieren dagegen.
Die AfD hat als Referenten Markus Krall eingeladen, der ein Vertreter des Ordoliberalismus ist, einer Strömung des Neoliberalismus. Er ist versteht sich als ein deutscher Volkswirt, Risikomanager, Unternehmensberater, Autor und Vortragsredner zu Themen der Geldpolitik. Seit September 2019 ist Krall Vorstandsmitglied und Sprecher der Geschäftsführung der Degussa Goldhandel GmbH.
Die Geldpolitik der EZB kritisierte Krall in einem Interview im Januar 2020 als „rein planwirtschaftlich“ und „Geldsozialismus“, die EZB selbst als „Maschinenraum des Völkerselbstmords“. Krall rechnet als Folge der Finanzkrise mit einer Währungsreform, vor allem aber mit einer Reform oder gar Revolution des politischen Systems. Die bisherige Parteiendemokratie betrachtet er als obsolet. "Krall fordert zudem, dass Empfängern und Empfängerinnen von Sozialhilfe oder Bafög und Beschäftigten in subventionierten Betrieben das Wahlrecht entzogen werde. Generell müsse allen, die Transferleistungen vom Staat erhalten, das Wahlrecht entzogen werden.", so steht es bei wikipedia.
Weiterlesen: AfD-Veranstaltung im Q24 in Pirna - Kein Platz für Faschisten!
Im Mai diesen Jahres wandte sich Marco Bolz an uns, weil sein Anliegen, einen Stolperstein in Heidenau verlegen zu lassen, mehr als zwei Jahre kein Gehör fand. Wir haben daraufhin im Juni 2019 einen konkreten Antrag an die Stadtverwaltung gestellt, für den ersten Bürgermeister der Stadt, Paul Gröger*, einen Stolperstein verlegen zu können. Nun, nach reichlich einem halben Jahr, hatte es unser Antrag auf die Tagesordnung des Stadtrates geschafft und wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen. Nun kann es losgehen!
*Der Sozialdemokrat Paul Gröger war Vorsitzender der Verschmelzungskommission, die zur Vereinigung der Gemeinden Mügeln, Heidenau und Gommern zur Stadt Heidenau gegründet wurde und war ab dem 1. April 1924 der erste Bürgermeister der Stadt. Nach der Reichstagswahl 1933 wollte der NSDAP-Stadtverordnete Georg Schreiber die Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus durch SA-Leute hissen lassen. Bürgermeister Gröger verweigerte dies und wurde am 19. Juni 1933 in das Konzentrationslager Hohnstein gebracht, aus dem er Anfang Juli nach schwerer Mißhandlung entlassen wurde. Am 27. August 1933 nahm sich Paul Gröger auf Grund der im Konzentrationslager erlittenen Misshandlungen das Leben.
Mehr Informationen zu Paul Gröger: https://www.gedenkplaetze.info/biografien/paul-groeger-heidenau
Es ist geschafft! Seit dem Wochenende funktioniert unsere gedenkplaetze.info-Seite wieder!
Das afeefa-Kollektiv hat hier wirklich großartiges geleistet und die bisher veröffentlichten Daten sortiert, neu geordnet, aufbereitet und in neuem Layout präsentiert. Wir sind derzeit nebenher noch dran Bilder zuzuordnen und Texte zu korrigieren. Zukünftig werde die Texte Autoren und Revisionsstände haben und es wird für alle Beteiligten einfacher sein, Erinnerungen zu veröffentlichen. Nächster großes Ziel des Projektes ist eine Dezentralisierung, so dass die Beteiligungsschwelle sinkt und auch bruchstückenhafte Erinnerungen gesammelt werden können. Zu diesen, unseren Träumereien aber später mehr.
Wir möchten uns hiermit bei allen Unterstützer*innen bedanken. Ganz besonderer Dank gilt der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) Sachsen und dem Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE, die uns beide bei einem großen Teil der Kosten unterstützte! Und natürlich dem afeefa-Kollektiv, für die technische Umsetzung!