Musik als Todesverweigerung
(Steffen Richter)
Nein, ich bin in den letzten Monaten weder zu einem Kenner der Dresdener Kulturszene, noch zu einem Musikkritiker geworden. Vielmehr soll der kurze Beitrag ein Dank sein, an die Initiatoren des „Theresienstädter Konzertabend“, den wir am 23. November erleben durften. Wir gehörten zu den Gästen, des letzten dieser Abende in der „Semper Kleine Szene“. Im ausverkauften Haus wurden Werke von jüdischen Künstlern gespielt, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Unter ihnen Ilse Weber (1903 – 1944) und Viktor Ullmann (1898 – 1944).
Ilse Weber war eine bedeutende Schriftstellerin, die in Prag verhaftet wurde. Nach der Gefangenschaft in Theresienstadt wurde sie zusammen mit ihrem Sohn Tommy im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Ihr Schlaflied Wiegela zählte für mich zu den schönsten Beiträgen des Abends und wurde von der bekannten Dresdener Musikerin Heike Liebmann vorgetragen.
Viktor Ullmann war Komponist. Wie Ilse Weber wurde er im Ghetto Theresienstadt inhaftiert und später in Auschwitz ermordet. Ein großer Teil seiner bekannten Werke stammt aus seiner Zeit in Theresienstadt. Einen Teil seiner 7. Klaviersonate trug der musikalische Leiter der Aufführung, Johannes Wulff-Woesten, den ZuhörerInnen vor. Alle Stücke waren mehr als beeindruckend.
Ein besonderer Dank gilt aber der Moderatorin Dr. Agata Schindler, die mit ihren Texten die Künstlern vorstellte. Sie regte an zum Nachdenken. Und sie stellte die entscheidende Frage - Warum? Warum wurden Millionen von Menschen durch die Nazis ermordet? Warum schauten Millionen von Menschen weg oder unterstützten den Massenmord? Die Frage bleibt ungeklärt aber die Beschäftigung mit der Vergangenheit bleibt bestehen. Umrahmt wird die Aufführung von der ausstellung „Aktenzeichen unerwünscht!“. Für diese und das Buch „Dresdner Liste“ steht Dr. Agata Schindler als Herausgeberin. Seit 1995 befasst sie sich nun der Verfolgung von Musikern durch die Nationalsozialisten und veröffentlichte mehrere Beiträge zum Thema.
Die acht Akteure des „Theresienstädter Konzertabend“ bekamen einen langen und berechtigten Applaus für ihre Leistungen. Mehr noch aber für das Anliegen des Abends.
Inhalt im Heft:
Bericht >>> Abschlussbericht des AKuBiZ e.V. für das Jahr 2008
Interview >>> mit Pablo Gomez zur Situation der Asylsuchenden
Antifaschismus >>> Antifaschisten aus der Sächsischen Schweiz - letzter Teil