"Das hat es bei uns nicht gegeben!" Antisemitismus in der DDR - bereits diese einführende These löste vielerorts heftige Diskussionen zwischen Jung und Alt aus. Aber wie äußerte sich der Antisemitismus in der DDR? Wie lebten die wenigen JüdInnen in der DDR? Wie ging der Staat mit dieser Problematik um?
Fragen, die sich viele Menschen stellen, aber auf die es nur wenige Antworten gibt. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus in der DDR wird zu selten geführt, obwohl sie doch heute noch immer so wichtig ist. Denn dass die Entnazifizierung in der DDR den Antisemitismus nicht vernichten konnte, zeigen auch die derzeitigen Wahlergebnisse der NPD in Pirna, Sachsen und allen anderen neuen Bundesländern.
Mit einer Podiumsdiskussion wurde versucht, dem Finden von Antworten ein Stück näher zu kommen. Geladen war dazu Frau Dr. Goldenbogen, die die Zeit und die Probleme der jüdischen Gemeinden in der DDR aktiv miterlebt hatte, der Historiker Hugo Jensch, der seit vielen Jahren intensiv die regionale Geschichte Pirnas und der Sächsischen Schweiz erforscht und Dr. Herbert Lappe, der als Jude in der DDR lebte.
Die Diskussion zeigte sehr schnell, wie komplex die Frage nach dem Antisemitismus in der DDR war und ist. Die Erzählungen zeigten, dass die DDR nicht strukturell antisemitisch war, sondern die jüdischen Gemeinden förderte und die JüdInnen Unterstützung als Verfolgte des Naziregimes erhielten. Antisemitismus war in der DDR unter Strafe gestellt, wodurch er oftmals weniger zum Ausdruck kam, als er vermutlich noch in den Köpfen der Menschen vertreten war. Denn konnte ein Antisemit des Nationalsozialismus von heute auf morgen Antifaschist werden? Sicherlich nicht. Hugo Jensch kritisierte in diesem Zusammenhang die mangelnde Auseinandersetzung mit Judentum als Religion und Kultur in der DDR. Diese wäre nötig gewesen, damit mehr Wissen und Verständnis entsteht. Alles in allem war die Diskussion sehr anregend; sie verhalf einen weiteren Einblick in das Leben der DDR zu erhalten, aber brachte natürlich auch neue Fragen hervor.
Nach der erfolgreichen Podiumsdiskussion wurde 20.30 Uhr im Pirnaer Stadthaus die Ausstellung endlich eröffnet. Nach der Diskussion waren die vielen ZuhörerInnen sehr gespannt, endlich einen Blick auf die Ausstellung werfen zu können. Die Eröffnungsrede wurde vom Pirnaer Oberbürgermeister Markus Ulbig gehalten, der sehr erfreut war, eine solche Ausstellung in Pirna eröffnen zu dürfen. Er bedankte sich bei den jungen Menschen von AkuBiZ e.V. für ihr Engagement und machte auch darauf aufmerksam, dass vorallem hier die rechte Szene so stark ist, dass der Tourismus Schaden nehme, wie eine kürzlich erschienene Studie ergeben hat. Als weiterer Redner trat der sächsische Staatsminister des Innern Dr. Albrecht Buttolo auf, der im Anschluss noch eine kurze Diskussion mit Hugo Jensch über das Verbot der NPD und den Abzug der V-Leute führte.Im Anschluss wurden erste Eindrücke von der Ausstellung gesammelt, themenbezogene Gespräche und Diskussionen intensiv geführt und anwesenden Pressevertretern Interviews gegeben.
Ab jetzt steht die Ausstellung für 2 Wochen werktags von 9.00 - 17.00 Uhr im Stadthaus Pirna zur Besichtigung.