Im Juni 2019 wurde ein Aufruf bekannt, in dem sich - sollte es reichen - für eine sächsische Koalition zwischen den GRÜNEN, der LINKEN und der SPD ausgesprochen wurde. In eurem Aufruf sagt ihr, dass ihr für ein "progressives Sachsen werben" möchtet. Außerdem betrachtet ihr ein "rot-rot-grünen Bündnisses als Chance, uns mit klarer Haltung gegen eine drohende blau-schwarze Regierung zu stellen." Die Unterschrift zu #umkrempeln haben bisher rund 1400 Menschen gegeben.
1. Seid ihr mit dem Start eurer Kampagne zufrieden?
Wir haben uns riesig über die vielen positiven Rückmeldungen gefreut! Die vielen Unterzeichner*innen, die in den ersten Stunden gleich mal unser Formular lahmgelegt haben, haben uns total darin bestätigt, dass es endlich an der Zeit ist auch offensiv über ein progressives Bündnis jenseits der CDU zu sprechen.
2. Wenn wir das richtig beurteilen, seid ihr überwiegend junge Menschen die nun für r2g werben. Eure Parteien haben vermutlich bewusst das Thema Koalition umschifft. Wie dankbar waren euch eure Parteispitzen und Fraktionskolleg*innen, dass ihr für sie die Richtung vorgegeben habt?
Inzwischen gibt es ja von allen drei Parteien Aussagen und Beschlüsse, die progressive Koalitionen befürworten. Dass die sächsische CDU die immer weiter nach rechts rückt dürfte auch noch dem Letzten aufgefallen sein. Klar gab es hier und da auch Missfallen gegenüber dem Projekt selbst oder der Art der Veröffentlichung. Parteien sind ja auch dadurch geprägt, dass nicht alle die selbe Meinung haben. Insgesamt haben wir aber vor allem positive Rückmeldungen auch aus den Parteien bekommen.
Im Januar 2010 lernten wir in Pirna zwei Männer kennen: Josej und Michal Salomonovič, sie waren beide Überlebende des Nationalsozialismus. Damals waren sie noch Kinder. Michal Salomonovič wurde 1933 geboren und in verschiedenen Konzentrationslagern interniert, darunter: Auschwitz-Birkenau, Stutthof, Dresden und Pirna.
2012 war Michal noch einmal nach Dresden gekommen, um sich am 13. Februar, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Josef, den neuen Nazis in den Weg zu stellen.
In den folgenden Jahren trafen wir Michal noch mehrere Male, seinen Bruder Josef fast jährlich. Das letzte Mal zu einer Gedenkwoche im September 2015 in Pirna.
Damals, als die Informationstafel zu ehemaligen KZ Mockethal-Zatzschke eingeweiht wurde, konnte Michal gesundheitsbedingt schon nicht mehr dabei sein. Michal unterstützte mit seinen Auftritten in Pirna und anderen Orten nicht nur die lokale Erinnerungsarbeit, sondern stärkte damit auch immer wieder unser Engagement. Wie wir nun leider erfahren haben, starb Michal nach langer Krankheit am 15. Juni 2019.
Unser herzlichstes Beileid und aufrichtiges Mitgefühl übersenden wir Michals Familie und seinen Freund*innen. Wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass Michals Andenken gewahrt und seine Geschichte auch weiterhin erzählt wird.
In Pirna wurden am 11. Mai zwei weitere Stolpersteine aus dem Projekt des Künstlers Gunter Demnig verlegt. Sie erinnern an Menschen, die zur Zeit des Dritten Reiches wegen ihrer jüdischen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Einsatzes für andere von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Initiiert wurde die Aktion vom Begegnungszentrum Pirna sowie von uns.
Der erste der beiden neuen Stolpersteine wurde unter der Anwesenheit von rund 50 Gästen an der Niederen Burgstraße 6 verlegt. Er ist dem früheren Bewohner Karl Emil Heinrich gewidmet, welcher aufgrund seiner sexuellen Orientierung verurteilt, verschleppt und ermordet wurde.
Heinrich wurde von den Nazis zu 15 Monaten Zuchthaus und zu drei Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nach § 175 StGB verurteilt. Dieser Paragraf stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Zur Strafverbüßung transportierte man ihn am 20. Oktober 1939 in das Zuchthaus Celle. Laut seiner Häftlingskarte "entließ" man ihn zu seinem Strafende am 22. September 1940 angeblich nach Hannover. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass man ihn in die Freiheit entließ. Vielmehr ist er zwar aus dem Bereich der Justiz "entlassen", aber wahrscheinlich der Polizei Hannover übergeben worden, denn etwa im Februar 1941 überführte die Polizei ihn in das KZ Sachsenhausen, wo er die Häftlingsnummer 35.701 erhielt. Emil Heinrich verstarb am 11. April 1941 im KZ Sachsenhausen im Alter von 49 Jahren.
Der zweite Stolperstein vor dem sogenannten „Haus Spitzner“ an der Martin-Kretschmer-Straße 3 in Bonnewitz verlegt. Über 80 Teilnehmende waren zur Veranstaltung in den Pirnaer Ortsteil gekommen.