AKuBiZ e.V. auf Bildungsreise zu Orten deutscher Verbrechen in Griechenland
Noch nie wurde eine Reisegruppe unseres Vereins schon am Flughafen empfangen. Diesmal allerdings war das anders. Am 09. Oktober warteten 10 freundliche Männer auf unsere Ankunft in Athen. Sie sind Vertreter von Parteien, Mitglieder des Nationalrates und ehemalige Widerstandskämpfer. Unter ihnen ist auch "Damon" Vassiliadis, der in dieser Woche unser Begleiter war. Er ist 72 Jahre - wirkt aber eher wie 60 - und war lange Jahre Reiseleiter. Deshalb spricht er auch ein sehr gutes deutsch. Mit ihm begleitete uns Jannis Mavros, der lange in den USA lebte. Er ist der Sohn des ehemaligen Außenministers Georgios Mavros. Sein Vater war auch einer der 282 GriechInnen, die von der Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wurden.
Auch dieses Jahr waren wieder zwölf Jugendliche aus Pirna und Umgebung nach Ostritz eingeladen. Vor uns lagen drei spannende und bewegende Tage. Wir trafen 19 Überlebende des Nationalsozialismus, die uns in mehreren Gesprächsrunden Abschnitte ihres Lebens und ihre heutige Situation beschrieben.
Lust auf einen Ausflug an die deutsch-polnische Grenze? In Ostritz erwarten euch interessante und bewegende Gespräche mit Überlebenden des Holocausts. Das Maximilian-Kolbe-Werk ermöglicht jedes Jahr rund 400 Menschen aus Polen und anderen Ländern Mittel- und Osteuropas, die Opfer der Nationalsozialismus geworden sind, Erholungs- und Begegnungsreisen nach Deutschland. Oft sind diese Besuche der erste Kontakt nach Kriegsende mit dem "Land der Täter". Die Wiederbegegnung mit Deutschen, mit der deutschen Sprache und oft auch mit den Stätten des Leidens rufen zunächst Erinnerungen wach. Die intensive Betreuung und die vielfältigen Begegnungen ermöglichen den Gästen, neue Erfahrungen zu machen, die viele als befreiend erleben. Eine vom Maximilian-Kolbe-Werk betreute Gruppe ist auch dieses Jahr wieder in Ostritz zu Gast. Wir werden diese Gruppe treffen und uns mit ihnen austauschen. Letztes Jahr haben uns die weißrussischen Zeitzeuginnen großes Vertrauen entgegengebracht und so entstand innerhalb der zwei Tage, die wir im Begegnungszentrum verbrachten, ein sehr herzliches Verhältnis. Auch dieses Jahr erwartet uns erneut ein abwechslungsreiches Treffen.
wann? 17.07. - 19.07.09
wo? im IBZ St. Marienthal in Ostritz
Kosten: keine & kostenlose Mitfahrgelegenheiten ab Pirna
Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich bis zum 30.06.2009 noch per Mail an akubiz(at)gmx.de anmelden.
Begegnung
Mit Hilfe des Maximilian-Kolbe-Werkes und dem Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal wurde es auch dieses Jahr wieder KZ-Überlebenden aus Osteuropa möglich, einen Erholungs-und Begegnungsaufenthalt in Ostritz zu erleben.
Ein Teil der 15 ehemaligen Häftlinge des KZ Ozarichi (Weißrussland) sind zum ersten Mal nach Deutschland gekommen. Am 24.07.08 startete ihre Reise am Minsker Flughafen. Innerhalb der zwei Wochen stand viel Ereignisreiches auf dem Reiseplan - neben Ausflügen nach Görlitz, Dresden und Zittau auch eine Begegnung mit deutschen Jugendlichen. Auch dieses Jahr durften wir wieder an der ZeitzeugInnenbegegnung teilnehmen, die uns immer sehr beeindruckt. Am Freitag reisten wir zum Kloster St. Marienthal an und bezogen unsere Zimmer im Gästehaus "St. Franziskus".
Weiterlesen: Begegnungen im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal
Wenn acht Menschen aus Dresden und der Sächsischen Schweiz einige Tage in Norditalien verbringen, dann kann das mehr als nur ein erholsamer Kurztrip sein. Jedes Jahr Anfang September findet im Landkreis Reggio Emilia die sogenannte „Sentieri Partigiani“ statt. Dabei handelt es sich um ein dreitägiges Wandererlebnis auf den Spuren der PartisanInnen mit vielen ZeitzeugInnengesprächen. Daran beteiligen sich jedes Jahr 60 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet und junge Italienerinnen und Italiener.
Von 07.09. bis 11.09.06 fand in der Nähe der italienischen Stadt Reggio Emilia die "Sentieri Partigiani 2006" statt. Auch dieses mal liefen mehr als 60 TeilnehmerInnen auf den Wegen der PartisanInnen. Nicht zufällig wurde das Datum um den 8. September gewählt: 1943 schlugen sich zu diesem Zeitpunkt die ersten PartisanInnen in die Berge, um den Widerstand gegen deutschen Besatzer und die italienischen Faschisten zu organisieren. Tausende von ihnen wurden dabei ermordet - viele von ihnen waren noch Kinder. Gerade die Frauen spielten eine wichtige Rolle, in dem sie nicht nur Staffettenaufgaben übernahmen, sondern auch bewaffneten Widerstand leisteten. Einige der damals aktiven PartsanInnen erzählten ihre Geschichte. An unterschiedlichen Stationen trafen sie sich mit den vielen jungen AntifaschistInnen aus Deutschland. Unter den Zeitzeugen waren auch "Toni", "Mirko" und "Volpe", die alle drei Tage bei den TeilnehmerInnen der "Sentieri Partigiani" blieben. "Man muss auch sagen, wie wir Italiener uns auf dem Balkan aufgeführt haben. Von Gebirgsjägern und faschistischer Miliz wurde z. B. ein ganzes Dorf ausgerottet. Über 300 Zivilisten wurden getötet, weil jemand auf die italienischen Besatzer geschossen hatte. Daran kann ich mich noch genau erinnern. Ich war nicht zum Exekutionskommando eingeteilt, sondern bei denen, die das Gebiet abgesperrt haben. Aber im Prinzip war ich mit dabei. Die Verbrecher, die das Kommando führten, haben Leute für das Erschießen eingeteilt und sind dann weggegangen, haben andere die Drecksarbeit machen lassen. Der Krieg war eine große Schweinerei." sagt Camillo "Mirko" Marmiroli, der vor seiner Zeit als Partisan für die italienische Armee kämpfte. Neben ihnen treffen wir auch zwei Frauen, die auf unterschiedliche Weise den Kampf gegen die Faschisten und Nazis führten: Piera, die als Staffette vor allem Informationen verteilte und Lidia, die bewaffnet hunderte Menschen aus einem "Kessel" von Faschisten befreite. Beiden scheinen ihre Geschichten selbst nicht so wichtig, wie ihren ZuhörerInnen. Beide glauben, ihre Taten seien nicht so erwähnenswert, doch damit täuschen sie sich. Das Erstaunen bei den TeilnehmerInnen war groß, als Lidia einen Orden aus ihrer Tasche holt, der ihr nach dem Krieg verliehen wurde. Warum? "Das war da so eine Aktion, nichts Besonderes.", meint sie. "Nichts Besonderes" bedeutete in ihrem Fall, als Jugendliche allein hunderten Menschen das Leben gerettet zu haben. Neben den zahlreichen und interessanten Gesprächen, gab es natürlich auch die Landschaft des Apennin zu bewundern. Vom Berg Monte Prampa aus, konnte eine tolle Aussicht genossen werden. Der Weg bis hoch war aber mit großer Anstrenung verbunden. Fast 800 Höhenmeter mussten überwunden werden. Die Veranstaltung war einfach eine tolle Sache und wir bedanken uns bei den Mitarbeitern des Istoreco Reggio Emilia, die dies jedes Jahr möglich machen. Besonderer Dank gilt natürlich auch den PartisanInnen, die ihre Geschichten erzählten und damit die Zeit der Resistenza nicht vergessen lassen. Zum Schluß eines Gespräches sagte "Toni": "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so viele Enkel haben werde, denen ich erzählen kann."