Dank der großartigen Arbeit des afeefa Kollektivs aus Dresden können wir seit diesem Wochenende im Projekt gedenkplaetze.info Wege und Strecken darstellen. Das können wir zukünftig nutzen, um die Todesmärsche und -transporte, die in großer Zahl vor aller Augen durch unseren Landkreis führten, zu dokumentieren und auf Karte darzustellen. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Darstellung von thematischen Stadtrundgängen und Wanderungen auf den Spuren der Geschichte.
Diese Erweiterung nutzt der Mahngang Täterspuren des Bündnisses "Dresden Nazifrei" bereits, deren Schwerpunkt das Aufzeigen der Täter*innenspuren in Dresden ist. Sie dokumentieren mit Hintergrundtexten die in Dresden stattgefundenen Mahngänge mit ihren einzelnen Stationen.
Auszeichnung für herausragendes Engagement zur Bekämpfung von Vorurteilen in der heutigen Zeit und zur Bewahrung jüdischer Geschichte
Berlin — 13. Januar 2021 — Mit den Obermayer Awards 2021 werden vier Bürger*innen und zwei Vereine aus Deutschland ausgezeichnet. Die US-amerikanischen Obermayer Awards werden seit 21 Jahren an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die sich in der Erinnerungsarbeit für einst lebendige jüdische Gemeinden engagieren und ausgehend von den Lehren aus der NS-Zeit Vorurteile und rechtsextreme Tendenzen in der heutigen Zeit bekämpfen. Sie würdigen auch Bürgerinnen und Bürger, die die Bedeutung der jüdischen Bevölkerung für die deutsche Gesellschaft über Hunderte von Jahren aufzeigen, bevor die Nationalsozialisten ihren Vernichtungszug begannen. Ausgezeichnet wird darüber hinaus kreatives Engagement zur Bekämpfung von Vorurteilen und Rassismus (einschließlich Antisemitismus), das die Verständigung zwischen verschiedenen Gruppen fördert, um dem Aufkommen und der zunehmenden Verbreitung von Vorurteilen etwas entgegenzusetzen.
Weiterlesen: Wir werden ausgezeichnet. Preisträger*innen der Obermayer Awards 2021 stehen fest.
Letzte Wanderung 2020
Auf Grund der Corona-Pandemie konnte ein sehr kleiner Teil unserer Wander-Seminare nicht stattfinden. Das letzte Treffen auf den Spuren der Geschichte in unserem Landkreis fand von 9.-11. Oktober statt. Mit unseren tollen Gästen der Evangelischen Jugendarbeit Greifswald besuchten wir Orte in Altenberg, Hohnstein und Pirna.
Wir bedanken uns für das schöne Wochenende, die interessanten Gespräche und die tollen Rückmeldungen. Für das kommende Jahr haben wir derzeit schon mehrere Wanderseminare in Planung und freuen uns, diese gemeinsam mit euch durchführen zu können.
Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen gegründet
Wir freuen uns, Mitglied im neu gegründeten Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen sein zu können. Am 6. Oktober 2020 kamen 17 Vertreter*innen der jüdischen Community und der Zivilgesellschaft zusammen und verständigten sich auf die Gründung des Bündnisses und legten die Grundlage für die weitere Arbeit. Das Bündnis wird das Wissen und die Angebote seiner Mitglieder bündeln und verstärken und zugleich eigene Formate im Kampf gegen den Antisemitismus entwickeln. Ein Kernanliegen ist dabei auch das Eintreten für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart. Im Januar 2021 wird das zweite Bündnistreffen stattfinden.
In Pirna feiert ab dem 10.Dezember 2020 ein breites Bündnis der Zivilgesellschaft das 72-jährige Bestehen der Erklärung der Universellen Menschenrechte. Die am 10. Dezember 1948 von der UN-Vollversammlung beschlossene Resolution weist 30 Artikel auf, die den Menschen Rechte zusichern und ein freies und gerechtes Leben ermöglichen sollen. Auf alle 30 Artikel des Papiers weist die Aktion „Mensch Pirna“ mit Fußbodenaufklebern in der Pirnaer Altstadt hin.
Mensch Pirna – Überparteiliche Aktion für die Menschenrechte
Am 10. Dezember, dem Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Menschenrechte, startet „Mensch Pirna“ mit einer Informationskampagne, die auch über Pirna hinaus strahlen soll. So werden neben den Aufklebern, die in den Folgetagen und noch bis Januar auf die einzelnen Artikel der UN-Resolution aufmerksam machen wollen, digital einige Inhalte geboten. Auf der Webseite Mensch-Pirna.de können Interessierte nicht nur die gesamte Erklärung nachlesen, sondern auch aktuelle Neuigkeiten vom überparteilichen Team hinter der Aktion lesen. Zudem werden auf der Webseite die einzelnen Pat*innen aufgeführt.
Weiterlesen: Mensch Pirna – Gemeinsame Aktion weist in Pirna auf Menschenrechte hin
Im Sommer 2017 befand sich unser Verein auf Bildungsreise in Saarbrücken. Von dort aus boten sich uns viele Möglichkeiten der politischen und historischen Bildung zu Ereignissen zwischen Beginn des letzten Jahrhunderts (Verdun) und Gegenwart (Schengen). Aber eine ganz besondere Erfahrung durften wir im "Karate Klub Meier" machen, denn dort lernten wir den Arbeiter*innenchor "Rote Concordia" aus Saarbrücken kennen. Was ganz im Westen des Landes möglich ist, dürfte doch auch ganz im Osten möglich sein. So sahen es zumindest einige Teilnehmende unserer Bildungsreise – und starteten im Herbst 2017 das regionale Chorprojekt mit sechs Interessierten.
Von Anfang an durften die Sänger*innen das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) in Pirna nutzen und gingen dort die ersten Schritte des heutigen Antifaschistischen Laienchors Pir-Moll. Schon ein halbes Jahr später sang Pir-Moll auf unserer Gedenkveranstaltung in Erinnerung an das ehemalige KZ Hohnstein. Mittlerweile war der Chor schon bei über 25 Auftritten zu erleben, zum Teil mit mehr als 50 Gästen. Nicht nur auf unseren Vereinsveranstaltungen und Wanderungen trat Pir-Moll auf, sie waren auch Gäste des Netzwerkes Tolerantes Sachsen, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Leipzig und der Naturfreunde Sachsen. Neben Gedenkveranstaltungen und privaten Feiern unterstützte Pir-Moll beipielsweise den Frauen*streiktag und die Stolpersteinverlegung in Pirna.
Von 17. bis 19. Juli 2020 fand unsere 13. Rote-Bergsteiger-Wanderung statt. Diesmal waren wir mit den 40 Teilnehmenden im Jugendgästehaus Liebethal einquartiert, welches der perfekte Startpunkt für unsere Touren war. Am Freitag Abend begann des Wanderseminar mit dem Film "Wilde Gesellinnen" und einem Einführungsvortrag zur jüdischen Bergsteigerin Ilse Frischmann, den uns Joachim Schindler zur Verfügung stellte. Der Dresdener Bergsporthistoriker ist langjähriger Begleiter unserer Wanderungen und gab uns die ersten Impulse für diese Veranstaltungsreihe. Das Pirnaer Restaurant Platzhirsch unterstützte uns mit einer himbeerigen Abendversüßung.
Einen Tag später machten wir uns auf eine rund 14 Kilometer lange Tour entlang der Wesenitz. Vorbei an der Liebethaler Mühle, der Lochmühle, der Daubemühle, der Lohmener Vordermühle und der Wauermühle führte unser Weg nach Porschendorf. Dort an der ehemaligen Porschendorfer Papierfabrik sprach Kevin Holweg vom Projekt "Lebensspuren" der AG Asylsuchende über die Geschichte der Familie Scooler. Die Familie betrieb eine Papierfabrik und führte auch Ferienlager für jüdische Kinder aus Dresden durch. Die Familie wurde im Nationalsozialismus verfolgt. Rose und Sohn Walther Scooler überlebten den Holocaust, ihr Sohn Werner nicht. Zusammen mit seiner Frau Liesel und ihrem 4-Jährigen Sohn Dan wurden sie nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Wir besuchten den Scooler-Felsen und die Gedenktafel an der Villa Rose. Sie trägt den Namen in Erinnerung an die jüdische Besitzerin Rose Scooler, die in ihrer Zeit im KZ Theresienstadt auch dichtete. Eine kurze Botschaft sendete uns per Video die 98-Jährige Liesbeth Binder, die als juge Frau im Büro der Firma arbeitete und die Vertreibung der Familie Scooler erlebte.
Im Abendprogramm stand ein Auftritt des Pirnaer Laienchores Pir-Moll. Mit Liedern aus Konzentrationslagern und dem Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus, war es ein gelungener Abschluss des Tages.
Weiterlesen: Rückblick auf unser 13. Wanderseminar "Auf den Spuren der Roten Bergsteiger*innen"